3 Die für die weiteren Berechnungen vorliegenden Vergleichszahlen der Geburten und Sterbefälle in den 30er Jahren, die Zahlen der Todesfälle während desKrieges und unter dem jugoslawischen Nachkriegsregime sowie die Ergebnisse der Erhebungen bei den verschiedenen Zählungen seit 1945 betreffen nur die Volksdeutschen, die nicht jüdischer Religion sind.

Der größte Teil der jugoslawischen Juden (bei der Volkszählung im Jahr 1931 wurden insgesamt 68 405 Personen jüdischen Religionsbekenntnisses gezählt, 1948 ca. 6000, vgl. Osteuropa-Handbuch, Jugoslawien, S. 21, 174) ist nach der Zerschlagung Jugoslawiens im Jahre 1941 unter dem Terror der deutschen Judenpolitik durch Zwangsmaßnahmen, Internierung, Deportation und Massenerschießungen ums Leben gekommen (s. hierzu G. Reitlinger, Die Endlösung, Berlin 1956, S. 406 ff.; Robert W. Kempner, Eichmann u. Komplizen, Stuttgart 1961, S. 288 ff.; Das Urteil im Wilhelmstraßen-Prozeß, Amtlicher Wortlaut der Entscheidung im Fall Nr. 11 des Nürnberger Militärtribunals, 1950, S. 98 ff., S. 178 f., und die Angaben des Zeugen Arnon im Prozeß gegen Adolf Eichmann, Verhandlungen am 19.5.1961). Es geht daher nicht an, zu den ca. 490000 Volksdeutschen in Jugoslawien die ca. 10000 Volksdeutschen jüdischer Religion von 1931 hinzuzuzählen, da andernfalls die planmäßige Vernichtung der Juden unter der deutschen Besetzung dadurch vertuscht würde, daß ihre Verluste in den deutschen Vertreibungs-, Liquidierungs- und Lagerverlusten aufgingen.

Die Ergebnisse der Sprachenerhebung von 1931 werden hier trotz der Problematik nationalitätenpolitischer Zählungen zugrunde gelegt, weil sie den Deutschlnmszahlen in den Hauptsiedlungsgebieten der Wojwodina, wo die überwiegende Zahl der Volksdeutschen in Mehrheitsgemeinden wohnte, entsprechen und die Unsicherheitsfaktoren, die sich aus der Methodik der Sprachenerhebung, aus der Assimilation der Volksdeutschen in Streusiedlungen und dem Bekenntniswechsel bei "schwebendem Volkstum" ergeben, zunächst unberücksichtigt bleiben können. - Die Ergebnisse der staatlichen Statistik in Jugoslawien sind in der Literatur der 20er und 30er Jahre (z. T. auch noch nach dem zweiten Weltkrieg), die sich mit dem Grenz- und Auslandsdeutschtum befaßte, nicht anerkannt worden. Sie verließ sich vielmehr für ihre Zahlenangaben auf auffällig variierende Schätzungen, die zwischen 600 000 bis 750 000 Volksdeutschen schwanken; vgl. C. E. Black (Hrsg.), Challenge in Eastern Europe, New Brunswick 1954, S. 144, 1930: 602 000; W. Krallert, Zur gegenwärtigen zahlenmäßigen Stärke des Deutschtums in und aus Südosteuropa. In: Südostdeutsche Heimatblätter, 4. Jg. 1955, S. 89, 1939: geschätzt 620 000; H. 0. Göllner, Die Katastrophe des Südostdeutschtums, Graz