3 Von ähnlichen Vorkommnissen bei der Aushebung der bisher noch nicht zum Wehrdienst eingerückten Volksdeutschen Ende September 1944 wird aus verschiedenen Orten der Batschka berichtet. So schreibt z. B. der F. S. aus Veprovac, Bezirk Kula:

"Am 23. Sept. 44, morgens vor Tagesanbruch wurde Veprovac von der SS umstellt, damit man sämtliche Männer zwischen 17-50 Jahre, die nicht freiwillig zur Musterung erschienen waren, gefangen nimmt. Im Laufe des Vormittags wurden sämtliche Häuser durchsucht, wo man hoffte, einen ,Schwarzen' zu finden. Viele wurden schon im Bett überrascht. Manche konnten sich noch schnell irgendwo verstecken. Wenn einer flüchten wollte, dem wurde nachgeschossen. Einige erschienen im Rathaus und stellten sich freiwillig. Die einheimischen Nazi halfen den SS mit, die ..Schwarzen' zu ergreifen. Ich konnte mich noch rechtzeitig bei meinem Onkel verstecken. Als Ersatz nahmen sie meinen Vater als Geisel mit. Es kam vor, daß die SS ganze Familien als Geisel mitnahmen. Die Geiseln wurden in einem Luftschutzbunker eingesperrt. Verschiedene wurden auch geschlagen.

Da die SS am ersten Tag nur 60% der ,Schwarzen' habhaft wurde (es wurden ca. 120 Mann gefangen), wurde am nächsten Tag die Suchaktion fortgesetzt. Da ich am zweiten Tag nicht mehr vorsichtig war, wurde ich von Nazi gesehen. Es dauerte keine halbe Stunde, waren schon SS und Polizei bei meinem Onkel und nahmen mich mit. Als erste Begrüßung bekam ich mit einer Pistole eine ins Gesicht. Ein einheimischer Polizist (Nazi) nannte mich Feigling. Das regte mich auf, daß ich ihm zur Antwort gab, daß man erst nach dem Kriege sehen wird, wer die Helden sind. Dann hatte ich das meiste gesagt. Zur Antwort bekam ich die Faust des Polizisten ins Gesicht. Von nun an wurde ich behandelt wie ein Schwerverbrecher. Ich hatte ein paar hundert Pengö bei mir, die wurden mir weggenommen. Geschlagen wurde ich mit dem Gewehrkolben. Dann wurde ich dem Bürgermeister vorgeführt, dort bekam ich wieder Prügel. Ich fragte den Bürgermeister, warum ich so geschlagen werde. Zur Antwort bekam ich nur ein Achselzucken. Anschließend mußte ich strammstehen und in die Sonne schauen. Dann kamen noch paar ,Naziweiber' (Mädchen und junge Frauen), die spuckten mich an. Eine schrie noch: .Schaut ihn gut an, den seht ihr zum letztenmal!' - Den anderen ging es nicht viel besser. Zwei Männer wurden sogar erschossen. Bei dem einen Fall bin ich sogar Augenzeuge. Es war auf dem Wege von Veprovac nach Sivac. Wir gingen in einer Kolonne, begleitet von zirka 10 SS-Männer, als

ein SS-Rottenführer den Mann aus der Kolonne herausholte, mit ihm etwas zurückblieb und ihn zirka 30 Meter in ein Maiafeld schickte, wo er ihn dann von hinten mit einer Maschinenpistole erschoß.

In Sivac ging die Schikane weiter. So zum Beispiel mußte einer auf einen Baum steigen und sich herunterfallen lassen. Dem Torgl Joschi sein Vater wurde so geschlagen, daß er heute noch darunter leidet. Ich wurde auch zweimal aus dem Stall herangeholt, wo wir eingesperrt waren, und verprügelt.

Von Sivac ging's den nächsten Tag nach Sombor in die Synagoge. Als wir ankamen, war sie bereits voll mit Freiwilligen aus dem Kukuruz'. Die meisten waren von Szentivan. Die waren alle grün und blau im Gesicht von der Schläge, was sie bekamen. Die Synagoge war bewacht, daß niemand heraus konnte. - Essen hatten die meisten bei sich. Zu trinken bekamen wir etwas. Das Schlimme war, daß wir nicht auf den Abort durften. So entstand ein Gestank in dem Raum, daß man kaum aushaken konnte. - Am vierten Tag kam ein SS-Offizier. Er ließ 30-50 Mann immer der Reihe nach antreten und fragte, wer sich jetzt freiwillig zur SS meldet, soll den Arm hochheben. Es meldeten sich die meisten, da man Angst hatte vor weiteren Schikanen. Ich meldete mich auch. So kam ich freiwillig' zur SS." (Erlebnisbericht, Original, ohne Datum, 5 Seiten, hschr.). Über die Ereignisse in Filipovo, Bezirk Hodschag, s. Bericht Nr. 41, Anm. 3 und 10.