1 Wenige Tage nach dem Staatsstreich vom 15./16. Oktober (s. Bericht Nr. 21, S. 123, Anm.) begann eine schlagartige Aktion gegen die in Ungarn vor der Deportation und Vernichtung allein noch bewahrt gebliebene jüdische Bevölkerung Budapests. Dabei wurden alle arbeitsfähigen männlichen Juden im Alter von 16-60 Jahren erfaßt und zu Arbeitskompanien zusammengestellt, auch Arbeitsgruppen von Jüdinnen im Alter von 16-40 Jahren wurden gebildet. Auf deutsche Forderung nach 50 000 jüdischen Arbeitskräften beiderlei Geschlechts für Schanzarbeiten an einer deutschen Stellung längs der österreichisch-ungarischen Grenze wurden Anfang November etwa 20 000 mit der Eisenbahn abtransportiert, während weitere 20 000 zu Fuß auf den 200 km langen Weg von Budapest bis südlich Wien getrieben wurden; eine große Anzahl ist schon auf dem furchtbaren Fußmarsch an Entkräftung und Krankheit und dann später in den Arbeitslagern zugrunde gegangen. Von den in Budapest zurückgebliebenen Juden wurden Anfang Dezember etwa 70 000 in einem kleinen Ghetto inmitten Pest zusammengedrängt, weitere 33 000 mit Sonderausweisen und Schutzbriefen des IRK und neutraler Missionen kamen in ein kleineres "internationales" Ghetto, einige tausend konnten sich verborgen halten. Insgesamt 124 000 Juden erlebten in Pest das Ende der Kampfhandlungen um die ungarische Hauptstadt (nach C. A. Macartney, A History of Hungary 1929-1945, New York 1957, Bd. II, S. 449-51 und Martin Broszat, Die jüdischen Arbeitskompanien in Ungarn, in: Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte, München 1958, S. 212 f.; s. auch Andreas Biss, Geschäft mit dem Henker, in: Der Monat, Jg. XII/143, S. 67).