2 Wie ein Teil der Flüchtlinge aus Jarek (Bački Jarak), einer rein deutschen Gemeinde von über 2000 Einwohnern, zum Schiffstransport nach Neusatz kam, berichtet Lehrer Heinz Wilhelm: "Im September 1944 trafen immer mehr und mehr Deutsche aus Siebenbürgen und Banat auf ihrer Flucht bei uns ein, und somit war auch uns klar, was uns bevorsteht. Das Militärkommando hat uns rechtzeitig von der kritischen Lage unterrichtet, auf die Gefahren und Mißhandlungen bei einem eventuellen Verbleiben aufmerksam gemacht und zur Flucht geraten.

In den ersten Oktobertagen hat man sich dann schon zur Flucht vorbereitet, und am 6. 10., um 23 Uhr, wurde alles alarmiert und aufgerufen, am nächsten Morgen (am 7. 10.), 8 Uhr, zur Abfahrt bereit zu sein. Den ersten und größten Treck, aus über 200 Wägen bestehend, führte der Ortsrichter Nikolaus Schurr, der zweite, auch ungefähr 200 Wägen, fuhr am nächsten Tag (8. 10.) ab. - Ihr Weg ging über Futok, Sombor, Baja, ödenburg, durch Österreich und die ČSR nach Schlesien. - Es blieben aber noch ungefähr 70 vollgepackte Wagen auf der Straße, die kein Gespann hatten, lauter ärmere Frauen mit ihren Kindern. Ein Offizier der Waffen-SS, der die Abfahrten leitete, machte mich für den Abtransport dieser Familien verantwortlich, hielt mich unter Drohung zurück und ließ mich nicht mit meiner Familie abfahren. Meine Familie fuhr allein weg, und ich blieb bei dem armen Haufen zurück. Gegen Abend kamen dann LKW aus Neusatz, jetzt mußten die Leute ihre Wagen abladen und durften nur das Notwendigste auf die LKW werfen, die sie nach Neusatz zur Schiffstation brachten ... Zurückgeblieben waren ungefähr 54 Personen." (Original, 6. März 1958, 6 Seiten, hschr.)

Ebenfalls am 9. Oktober verließ ein Schiffstransport aus zwei großen Schleppern mit 724 Personen und einem kleinen mit 40 Personen die westlich Neusatz an der Donau gelegenen Gemeinden Alt- und Neu-Futok, da die vorhandenen Gespanne und Wagen für den Abzug im Treck nicht ausreichten, obwohl ein Teil der Schulkinder bereits vorher im Eisenbahn- und Schiffstransport evakuiert worden war. - Ungefähr ein Drittel der insgesamt 4140 deutschen Einwohner Futoks hat sich damals nicht zum Verlassen von Besitz und Heimat entschließen können und -erlebte das Schicksal der deutschen Bevölkerung unter dem jugoslawischen Nachkriegsregime. - Ausführliche Berichte sind veröffentlicht in: "Unsere verlorene Heimat Futok", hg. von Josef Klingler, Donauschwäbische Beiträge - Heft 27, Freilassing 1958, S. 230 ff.