3 Über einen weiteren Transport von 95 Waggons, der am 7. Mai von Gurkfeld (Krško) abgefahren war, berichtet der Kaufmann J. Seh. folgendes: "Der Transport wurde kurz vor Cilli gebracht. Die Geleise waren durch bis Marburg, Zug an Zug, doppelgeleisig verstopft. Unser Zug lag hier günstig auf einer Wiese,

abgelegen von dem großen Gedränge auf der Landstraße, die aus Kroatien kam. Der Transport stand 5 Tage auf dem selben Platze. Nach diesen 5 Tagen wurden uns die Geleise freigemacht bis Cilli. In Cilli stand der Transport bis 22. Mai 1945. Alles, was nur arbeiten konnte, wurde von Partisanen eingesetzt, und zwar zum Strecken freimachen, Geleise bauen (die teilweise von der Ustascha mit auf den Geleisen liegenden Munitionszügen in die Luft gesprengt wurden,'so daß 2-3km Strecken ganz verschwunden waren, Waggone in den Erdboden gepreßt). Am 22. Mai 45, um 22 Uhr wurde die Strecke Cilli-Marburg eingleisig hergestellt, und unser Transport fing/an zu rollen. Mit der Versprechung nach Österreich fuhren wir weiter. Die Ankunft in Marburg war im Morgengrauen. Die Waggons wurden auf Seitengeleise gestellt. Um 8 Uhr mußten wir unser ganzes Hab und Gut, was wir mit hatten, aus den Waggons stellen. Die Männer wurden von den Frauen und Kindern getrennt aufgestellt. Hier begann dann die Hölle. Ich und noch ca. 300 Gottscheer Männer wurden mit LKW nachts in das Vernichtungslager Sterntal gebracht... [Über die Verhältnisse im Lager Sterntal s. die Berichte Nr. 70 f.] Ich wurde Ende Sept. 1945 entlassen. Ich kam ohne Hemd und ohne Unterwäsche heraus, die Oberbekleidung zerissen, voll Läuse, der Körper verkrustet und angeschwollen. Ich war kaum gehfähig. In offenen Waggons bei Regen und Schneetreiben wurden wir über Laibach nach Rosenbach von Partisanen begleitet. In Rosenbach wurden wir den Engländern übergeben und nach Klagenfurt gebracht." (Erlebnisbericht; Original, 16. März 1958, 3 Seiten, mschr.)