2 Über den Weg dieses Transportes, der aus Oberösterreich am 8. Juli in Agram eintraf, zunächst in eine Kaserne geführt und dort registriert wurde, berichtet die M. F. aus Kula, Bezirk Slavonska Požega, folgendes: "Als die Aufnahme der Namensliste fertig war, sind wir hineingetrieben worden und wurden Wachen aufgestellt. In Kürze kam ein Befehl, wir sollen uns etwas Essen einpacken und im Hof versammeln. Nach etwa zwei Stunden mußten wir wieder zum Bahnhof und wurden wieder in Waggons verladen und fuhren unter strenger Bewachung von Agram ab. Wir fuhren über Varašdin-Csakathurn [Čakovec] gegen die ungarische Grenze zu. Vor der ungarischen Grenze mußten wir aussteigen und 25 km bis über die Grenze zu Fuß marschieren.

Auf unsere Fragen: Wo gehen wir hin? wurde uns geantwortet: "Vičete već videti, kud dodete" (Ihr werdet schon sehen, wo ihr hinkommt). "Doćicete već tamo, godje morate doći" (Ihr werdet schon dort hinkommen, wo ihr hin müßt). In Ungarn wurden wir dann von den Russen übernommen und wurden wieder eingeladen. Es kam vor, daß wir während dieser Reise mehrmals entladen wurden, marschieren mußten und wieder eingeladen wurden. Auf der ganzen Reise von Agram bis Ödenburg, das ist vom 8. 7. 45 abends bis 13. 7. 45 vormittags 11 Uhr, haben wir .nicht einmal etwas zu essen bekommen, weder konnten wir Essen kaufen, so daß jene, welche Kleinkinder hatten und das wenige aus Agram Mitgebrachte beim Marschieren noch wegschmeißen mußten, hatten auf der Reise

überhaupt nichts zu essen. - Unser ganzes Gepäck mußten wir in Agram lassen und durften außer den befohlenen etwas Eßwaren gar nichts mitnehmen. Am 13. 7. 45, vormittags 11 Uhr, entfloh ich in Ödenburg (Sopron) von dem Transport und kam am 16. 7. 45 wieder, ganz ausgeraubt und ausgehungert, in Nußbach/Oberösterreich an. - In dem Transport befanden sich ca. 1700 Personen. Es waren alle Volksdeutsche, Flüchtlinge aus Jugoslawien." (Protokollierte Aussage; Original, 20. Juli 1945, 3 Seiten, hschr.)