1 In einem anderen Erlebnisbericht aus Hermannstadt findet sich folgende Schilderung der Registrierungsaktion: „Schon am ersten Tag hatte die Polizei in Hermannstadt Maueranschläge gemacht, es hätten sich sämtliche männlichen und weiblichen Einwohner der Stadt deutscher und ungarischer Volkszugehörigkeit vom 16. bis 65. Lebensjahr sofort zu melden. Die Sachsen und Ungarn hätten

ihre Radios abzuliefern. Unsere Telefonapparate waren blockiert. Auf dem großen Ring vor dem »Blauen Stadthaus« standen nächsten Tag die Menschen in Viererreihen Schlange. Hunderte von Menschen zwecks Meldung bei der Polizei! Es wurden die Sachsen und Ungarn, nach Buchstaben geordnet, in Listen eingetragen und erhielten darüber eine blaue Bestätigung, in der es hieß: »Când va primi ordin, este obligat in două ore a se prezenta organelor poliţieneşti.« [übersetzt: »Wenn er den Befehl erhält, ist er verpflichtet, sich binnen zwei Stunden den Organen der Polizei zu stellen.«] (Also eine Konskription für die Deportation nach Rußland!) Viele trugen ihre Radioapparate zur staatlichen Ablieferungsstelle. Dort allerdings begannen bald schon dunkle Gestalten mit Geschäften; »Andersgläubige« konnten dort billig gute Apparate kaufen. Am 26. August war ein neuer Maueranschlag zu lesen, diesmal vom Armeekommando herausgegeben: Nur jene Deutschen und Ungarn hätten sich zu melden, die Untertanen der betreffenden fremden Staaten seien. Sämtliches deutsches Militärgut, auch Offiziers- und Soldatengepäck, sei abzuliefern, ansonsten Todesstrafe. Daraufhin kam wieder von der Polizei die Antwort, daß es trotz Verlautbarung des Armeekommandos dabei bleibe, daß sich auch die rumänischen Staatsbürger deutscher und ungarischer Volkszugehörigkeit zu melden hätten, denn für die Polizei sei die Verfügung des Innenministeriums maßgebend und nicht das Kriegsministerium!” (Original, 3. Mai 1956, 15 Seiten, mschr.)