1 Kurator Johann Klein aus Obereidisch berichtet dazu in seiner im Januar 1945 niedergeschriebenen Darstellung des Trecks:

„Inzwischen war ein befehl gekomen, das aus dem Niedereidischer und Obereidischer Treck 60 Wägen, nämlich die besten, zurük fahren sollen nach Vác, um dort jeden Tag von Budapest für sämtliche Treks, die komen sollen, die verflegung heraus zu hohlen; nämlich wir waren die ersten von semtlichen Siebenbürger Sachsen, und nun sollen wir die letzten bleiben, das wollen wir uns nicht gefahlen lassen. Wir hielten eine versamlung und beschlossen, das zwei Man zurük fahren sollen nach Vác, um dort zu berichten, das wir Uns nicht Irenen von einander, sie sollen doch von den Treks einen zurük hallen, die grade dort sein. Das wollen sich die Herrn nicbl gefallen lassen und kamen heraus, der Gebietsführer G., Dr. B. und ein Ofisier der Weermacht. Sie versamelten uns, und Dr B. legle uns klar, warum das so sein müste, und rief uns auf, sich freiwilig zu melden. Keiner: Keiner wolle die 35 km. zurük fahren. Ich meldele mich zum Wort und schilderte den Herrn, mil was für unangenemlichkeilen das verbunden wäre, uns zu trenen; wir seien doch schon genuch getrent von unsern Kindern, wollen sie uns noch mehr aus einander reisen? Und die Menge fing an zu murmeln: »Hället ihr uns lieber zu hause gelassen, wir werden uns so wie so nichl mehr zusamen finden«. Es half uns aber nichls, wir waren unier dem befehl; man lies uns auf fahren, und der Ofisier sagle, wen keine freiwilige sind, werde Ich mir die aus suchen, die mir am geeignetzlen erscheinen, und fieng bein Niedereidischer an, doch bald war die schwirigkeit, die ich im voraus sagle, da: Der erste Wagen war der Organist der zweite seine Frau, auch mil einem Wagen; der erste Wagen war tauglich, der zweite nichl, also solle der Mann von der Frau gelrenl werden. Als das die Frau erfuhr, sprang Sie vom Wagen herunter und sagte den Herrn: »Lieber sterbe ich auf der stele, als das ich mich von meinem Mann trenen lasse!« Sie hatte auch volkommen recht, meine Frau hätte gewies auch so gehandeil, und so hörte man: »Ich tren mich von meinem Bruder nicht. Ich tren mich von meinem Schwager nicht, Ich tren mich von meinem Nachbar nicht«, und aus wars mit dem befele. Es muste zu einem ändern plan gegrifen werden. Um grösere unannemlichkeiten zu vermeiden, entschlossen sich die Niedereidischer, sie fahren zurück, aber der ganze Trek. So gescha es auch, Sie fuhren nach Vác zurück, und wir fuhren mit den Bislrilzer, S.-Regner, Tekendorfer zusamen in richtung

Estergom weiter. Seither haben wir uns auch nicht mehr getrofen mit unsern Niedereidischer.”

(Eine redaktionell überarbeitete Fassung des Berichts findet sich abgedruckt in: „Siebenbürgischsächsischer Hauskalender 1956„, hrsg. i. A. des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen von H. Philippi, S. 85—94).