1 Amtsleiter L. berichtet, im Stab des Nord-Siebenbürger Gebietsleiters sei schon nach dem Faì! von Budapest (Ende Dezember 1944) „eine zweite Evakuierung ins Auge gefaßt und in ihrer Planung in großen Zügen fixiert” worden. „Die Flüchtlinge wurden zeitgerecht über die mit Sicherheit zu erwartende Notwendigkeit einer neuerlichen Flucht aufgeklärt und angewiesen, dann auf einer gemeinsamen Abzugslinie zu bleiben. Es mußte vermieden werden, daß örtliche Widerstände und Hindernisse zu einer Zersplitterung der Gruppen führten. Für den Fluchtfall gab es folgende Alternative:

a) einen russischen Vorstoß aus der Slowakei. In diesem Falle war der Fluchtweg über Sankt Pölten nach Linz und Wels vorgesehen.

b) einen russischen Vorstoß aus dem Raum Ödenburg. In diesem Falle sollte der Abzugsweg über Horn, Zwettl nach Freistadt führen.

Für beide Fälle waren Sammelpunkte und Straßen bestimmt. Diejenigen Flüchtlingsgruppen, deren Aufenthalt dicht vor der Gemarkung Oberöstereicb lag, erhielten Anweisung, im Fluchtfalle Anschluß an die in Oberöstereich befindlichen Flüchtlingsgruppen zu suchen. Zu diesem Zweck wurde mit der Aktionsgruppe in Vöcklabruck Verbindung aufgenommen und das Notwendige besprochen.” L. berichtet weiter, die Evakuierung sei dann nach den ersten Geländegewinnen der russischen Offensive im Raum Ödenburg nach Plan „b„ eingeleitet worden. Die von der Aktionsgruppe alarmierten Gemeinden „setzten sich programmgemäß und oft gegen den Willen der örtlichen Behörden in Bewegung”, wobei die „durch die Behörden den Flüchtlingen abgenommenen Pferde und Wagen” oft „ohne viel Worte »rückenteignet«” worden seien. Aufbruch und Fluchtdurchführung hätten sich als „weit schwieriger als seinerzeit in Nordsiebenbürgen” erwiesen, doch sei „die Fahrt durch Niederösterreich bis nach Freistadt und von dort weiter nach Deutschland hinein” unter Leitung der nordsiebenbürgischen Amtswalter „ohne größere Vorfälle” verlaufen, so daß sich „am Tage des deutschen Zusammenbruches ... die meisten aus Nordsiebenbürgen, Sathmar und dem Karpatenland Evakuierten im amerikanisch besetzten Gebiet in Sicherheit” befanden.