Nr. 45: Tod des Ehemannes der Vfn. als Folge der durch Tschechen erlittenen Mißhandlungen.

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Bericht der Bäuerin Anny Jenisch aus Kornitz , Kreis Mährisch Trübau

Original, 11. April 1947, 2 Seiten, mschr.

Bei Olmütz war Waffenstillstand! Am 9. 5. 1945 am Abend kamen die Russen in unser Dorf. Ihnen schlossen sich gleich aus den umliegenden Dörfern die habgierigen und rachsüchtigen Tschechen an. Unter Schutz eines oder mehrerer Russen kamen sie auf unseren Hof und plünderten Lebensmittel, rissen Schränke und Laden auf und raubten uns Kleider, Wäsche, Schuhe, Wertsachen, Musikinstrumente, alles, was ihnen so paßte. Dessen nicht genug, kamen Tag und Nacht Partisanen, Burschen von 15—20 Jahren, und mit größter Brutalität durchstöberten sie das ganze Haus und nahmen, was ihnen paßte. Dieses Vorgehen dauerte an, bis ein Verwalter, správce” genannt, auf den Hof kam. Mein Mann und ich mußten trotz meiner drei Kinder, das Kleinste 1 1/2 Jahre, unentgeltlich Dienstbotenarbeiten verrichten. Dieser Verwalter, der Arbeiter an der Reichsautobahn war und von der Wirtschaft gar nichts verstand, richtete, was noch in der Wirtschaft blieb, zugrunde.

Am 11. August 1945 wurde plötzlich mein Mann, geboren am 29. 4. 1902, der gar nicht eingerückt war und sich an nichts Politischem beteiligte, ins Gewitscher Lager abgeführt, ohne ihm irgend einen Grund anzuführen. Dort mußte er bei sehr schlechter Kost schwere Arbeit verrichten, und


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nachts wurden die dortigen deutschen Männer, so auch mein Mann, von 18jährigen Aufsichtsorganen tüchtig verprügelt. In dieser Weise zeichneten sich ein gewisser Reich und Masál besonders aus. Durch dieses Vergehen trug mein Mann innere Verletzungen davon. Er fing an zu kränkeln, wurde aber, trotzdem er nicht mehr konnte, bei einem Bauern, namens Viktor Bubenik, in Gewitsch zu schwerer Arbeit eingesetzt. Dieser Bauer ging dann nach vier Tagen zum Lagerkommandanten Neeral, der überall als Schrekken der Deutschen und als gieriger Blutmensch galt, beschwerte sich über die Faulheit des deutschen Schweines. Der Lohn für geleistete Arbeit war, trotzdem er große Schmerzen hatte und ohne Befragen eines Arztes war, eine ausgiebige Tracht Prügel und Mißhandlungen, die nicht mehr menschlich waren. Als man sah, daß der Zustand meines Mannes ein hoffnungsloser war, schickten sie ihn nach Hause und nach 14tägigem Verbluten bei Mund und Nase und langsamem Dahinsiechen, starb mein Mann am 7. 12. 1945 im Alter von 43 Jahren, ein Opfer tschechischer Grausamkeit.

Mittlerweile kam auf meinen Hof der dritte Verwalter; die Wirtschaft litt sehr und ging bergab. Am 14. 6. 46 wurde ich mit meinen Kindern und Schwiegereltern im Alter von 76—84 Jahren mit wenig Habe ausgesiedelt. Das letzte bißchen Geld und noch gute Sachen wurden uns noch von den Tschechen geraubt.

Abschließend folgen die Namen von vier Zeugen.