c) Batschka.

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Die Batschka und Baranja wurden im April 1941 nicht von deutschen Truppen, sondern von Honvedeinheiten besetzt. Unmittelbar nach dem Einmarsch kam es zu blutigen Ausschreitungen gegen die serbische Bevölkerung, einige Male auch gegen die Donauschwaben. Massenausweisungen folgten, im Neusatzer Serbenmassaker vom Januar 1942 erreichten die Verfolgungen ihren Gipfel. Die mitbetroffenen Volksdeutschen entzogen sich bisweilen durch Flucht den Gewaltmaßnahmen oder führten bei den deutschen Dienststellen in Kroatien und im Banat Beschwerde 1 . Diese Vorfälle haben von Anfang an das Verhältnis der jüngeren Generation der Batschkaer Donauschwaben in den "Befreiten Südgebieten" zur ungarischen Verwaltung belastet 2 , wogegen die Älteren trotz dieses enttäuschenden Auftaktes aus der Erinnerung an das Habsburger Reich die Annexion häufig begrüßten. Nach der Übersiedlung der bisherigen Volksgruppenführung von Neusatz ins Banaler Groß-Betschkerek, wurden die Deutschen in der Batschka und Baranja in den "Volksbund der Deutschen in Ungarn" (VDU) aufgenommen, der nach dem am 30. 8. 1940 zwischen Deutschland und Ungarn abgeschlossenen Wiener Volksgruppenvertrag als die einzige Organisation der ungarischen Staatsangehörigen deutschen Volkstums anerkannt worden war 3 .


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Allerdings ist ihm niemals der Status einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft zugebilligt worden, den die Volksgruppen der Banater und Kroatiendeutschen seit dem Herbst 1941 besaßen. Seither unterlag der größte Teil des Jugoslawiendeutschtums derselben Entwicklung wie das Deutschtum Ungarns. Die Deutschen in der Batschka und Baranja unterstanden den "Hauptämtern" der Budapester Volksgruppenführung unter Dr. Franz Basch und wurden in die Verbände der "Deutschen Mannschaft", "Deutschen Jugend", "Frauenschaft" und "Fachschaften" aufgenommen, Während die beiden Reichstagsabgeordneten des Deutschtums im Trianon-Ungarn in den Parlamentswahlen von 1939 ihre Mandate errungen hatten, wurden als die Vertreter der ehemals jugoslawischen Donauschwaben die Skupschtina-Abgeordneten F. Hamm, J. Trischler und J. Spreitzer in das Unterhaus, Ch. Welker (Feketitsch) und 0. Reszely (Palanka) in das Oberhaus berufen; in beiden Institutionen waren sie jedoch gegenüber der Politik, die von Basch und seinen Mitarbeitern nach dem "Führerprinzip" und gemäß den Direktiven reichsdeutscher Stellen vertreten wurde, ohne Einfluß 4 .

Das Schulwesen unterstand seit dem Wiener Vertrag dem Schulamt des "Volksbundes". Dieser übernahm auch zunächst die Aufsicht über die Lehranstalten der Batschka, die bis zum April 1941 Einrichtungen der "Deutschen Schulstiftung" gewesen waren. Erst am 15. 5. 1943 wurde vom königlich-ungarischen Minister für Kultus und Unterricht ein "Stiftungsbrief der Schulstiftung der Deutschen Volksgruppe in Ungarn" gebilligt 5 . Ihm zufolge sollte diese neue Institution die gleichen Aufgaben wie die frühere jugoslawische und gleichzeitig wirkende Banater Schulstiftung wahrnehmen, indem sie "die eigenen Schulen der Stiftung und die von dem Volksbund der Deutschen in Ungarn bzw. seinem eventuellen Rechtsnachfolger errichteten, übernommenen oder anerkannten" deutschen Schulen unterstützte. Die Schulstiftung besaß keine autonome Stellung neben dem VDU, da dieser die fünf Mitglieder des "Stiftungskuratoriums" einschließlich seines Vorstandes aus Angehörigen des "Volksbundes" ernannte 6 und faktisch die ungarndeutsche Schulstiftung weiter vom Schulamt der Volksgruppe abhängig blieb. Bis zur Evakuierung und Flucht vor der Roten Armee seit dem Herbst 1944 blieben außer den Volksschulen in diesem neuen organisatorischen Rahmen von den jugoslawiendeutschen Lehranstalten erhalten: die Lehrerbildungsanstalt, die Bürgerschule und das Gymnasium in Neuwerbaß, die Bürgerschule und das Gymnasium in Apatin, die landwirtschaftliche Schule in Futog 7 und die beiden Bürgerschulen in Neusatz und Hodschag.


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