Nr. 7: Musterung und Einberufung Volksdeutscher Männer der Jahrgänge 1892 -1925 zum Wehrdienst in der SS-Freiwilligen-Division "Prinz Eugen" im Frühjahr 1942; Erlebnisse des Vfs. während seines Einsatzes im Partisanengebiet in Bosnien und Serbien bis zu seiner Entlassung aus dem Wehrdienst im Spätherbst 1943.

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Erlebnisbericht des Landarbeiters Franz Unterreiner aus Deutsch-Elemcr (Nemački Elemir), Bezirk Groß-Betadikerek (Veliki Bečkerek) im Banat.

Original, Dezember 1958, 7 Seiten, hschr. Teilabdruck.

Einleitend berichtet der Vf., daß bereits 1941 zwölf junge Männer aus Elemer als angeblich Freiwillige für die Waffen-SS zu einer sechswöchigen militärischen Ausbildung in das Reich gebracht wurden und acht dieser "Freiwilligen" nach der Weigerung, in die Waffen-SS einzutreten, wieder in den Heimatort zurückkehrten,

Die Algemeine Musterung zur freiw. SS wurde auf Anordnung der Volksgruppenführung durch zwei Mir Persönlich bekante junge Ärzte, damals noch in Ziwill, in den Monatten Jänner oder Feber des Jahres 1942 vorgenommen. Gemustert wurden die Jahrgänge von 1892 bis herab 1925, dies war der jüngste Jahrgang. Kurze Zeit nach der Musterung erfolgten auch schon einzelne Einberuffungen. Das gross der Einberuff. zur Freiw. SS Div. Pr. Eugen geschah Mitte April 1942. Die zur SS-Polizei und zum Grenzschutz danach in vier Wöchentlichem Abstandt. Als letzte und Älteste die Jahrgänge 1892-1896 am 10. 6. 1942. Dabei folgende sechs unseres Ortes: Es folgen die Namen. Der Einberuffungs Befehl lautette: Einberuffung zur Freiw. SS Div. Pr. Eugen. Mit unten stehendem Satz: Wer diesem Einrückungsbefehl nicht Folge leistet, wird Strengstens Bestraft 1 . Dieser Satz verräth, wie es mit der Freiwilligkeit bestell war. Weshalb diese Drohung, wenn ich Freiwilliger bin? Dieser Drohung ist es auch Zuzu Schreiben, daß es in unserem Ort keine Dienst Verweigerer gab. Jeder fürchtete die Folgen.

Wir, die fünf Älteste Jahrgänge, kämmen zur Ausbildung nach Groß-Betschkerek. Unsere Offiziere und höheren Unterführers waren jüngere Reichsdeutsche. Als Aushilf s Ausbildner waren diesen schon früher eingezogene junge Volksdeutsche zugeteilt. Alle Zusammen konten ruhig Unsere Söhne sein. Trotzdem Wir alle schon bei 50 J. Alt, alle ausgediente Öster.-Ungarische Soldatten, ja zum grösten Teil Seinerzeit Unteroffiziere waren, wurden Wir nicht mit Handschuhen angefast, und auch Unser Alter Respektierte man nicht. Wurden hart gedrillt, die Scheltworte von Seite der Reichsdeutschen Vorgesetzten Regnetten auf uns herab. Diese lautetten: Banater Spekfresser, Kukurutz Bauern, Alte Mehlsäke, Nachtswächter und ähnliches. Bei dem Marsch zum und vom Exerzierplatz musten Wir, wenn Wir auch noch so Abgehetzt waren, Nationalsozialistisch Gewürzte Marsch-


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lieder Singen, als wären Wir 20 Jährige junge Rekrutten und nicht Abgearbeitette Bauersleute.

Im folgenden beschreibt der Vf. einen Vorfall aus seiner Ausbildungszeit - Schikanierung der Rekruten wegen schlechten Marschgesangs auf dem Rückweg vom Exerzierplatz - und berichtet weiter:

Als Älteste Jahrgänge hofften Wir nach abschluß der Ausbildung, zum Wachtdienst irgendwoh im Banat Verwendet zu werden. Es solle aber änderst kommen. Nach vier Wöchiger Ausbildung wurden Wir feldmässig Ausgerüstet! und als erste Banaler Truppe, noch bevor die Div. Pr. Eugen in den Einsatz kam, nach Bosnien gebrachl, um gegen die Partizanen zu kämpfen. Per Bahn gings bis Kroatisch Dubica, von dort Irallen Wir den Vormarsch zu fuss in das Innere Bosnien an. Schwer bepakl, mil 120 Schuss Munition, einigen leichten Maschienen Gewehren und Handgranaten Bewafnel, führle die Sirasse bei Sengend Heiser Juli Sonne Bergaufwärlz. Unser Rüken war durch die Schwere Lasl und das ungewohnle Berggelände gekrümt. Auch befiel uns eine immer Empfindlicher werdende Müdigkeit. Bis Wir zu dem lang gestrekten Städchen Bosnisch Dubica kämmen, blieben schon mehrere Erschöpfle im Slrassengraben liegen. Angelangl beim Slädchen Bosn. Dubica, befahl der Balalions Komandör, Hauplmann Plaul, einen Tadellosen Gesang durch die Sladl. Es war ein Jamer, wie dieser aus den Keuchenden und ausgelroknetlen allen Kehlen heraus gepresl wurde. Und das Bild hinler uns sah Traurig aus, die Sirasse lag voll mil Erschöpflen. Die Bevölkerung lable Sie mil frischem Wasser. Endlich sind Wir auserhalb der Sladl angelangl. Der Gesang verslumte, und mit ihm lösle sich aber auch jede Millilärische Ordnung auf. Es war kein Marschieren mehr, es war nur mehr ein Trollen. Immer mehr blieben zurük, und die noch gehen konten, schlepten sich in lang auseinandergezogenen Häufleins weiter.

Wir konten ungefähr eine Slreke von elwa 20-25 km Zurükgelegt haben, unsere Offiezire Ritten Stolz vorne an der Spitze, Sprenglen von Rükwärlz einige höhere Wehrmachts Offiezire an uns heran und fragten, Wer unser Komandör ist und Wer uns Alte Vaters hierher gebracht hat. Wir gaben die Nölige Auskunfl, darauf Sprengten Sie nach Vorne. Näher herangekommen, hörten Wir einen der Wehrmachts Offiezire Sagen: "Herr Hauptmann, ja sind Sie Wahnsinnig, was treiben Sie mit den Leulen? Sehen Sie sich die Sirasse an, die liegl voller Männer von Ihnen, wenn Sie noch einige km so weiter machen, bleiben Sie allein. Lassen Sie die Leule sofort abschnallen und Rasten. Sorgen Sie für einige LKW, die das Gepäk der Leute bis zu Ihrem Standort bringen." So geschah es dan auch. Wir Rastetten, bis alle heran gekommen waren, und zogen noch etwas Weiter, bis zu einer grossen Heu Wiese. Übernachtellen dorl in Knie hohem Grass.

Am nächslen Morgen zogen wir bis zu der Slelle, auf einer Heu Wiese, auf der Wir unser Gepäk wohlerhallen vorfanden. Es wurde dorl Zeltlager geschlagen, nach einigen Tagen erschien ein General mit seinem Stab zur Inspiezirung. Der General fand uns für dieses Terain Untauglich, Verfügte zugleich den Rüktransporl nach Gr.-Betschkerek. Die Freude währte aber nur bis Belgrad. Dort erreichte uns ein Befehl, der das Batallion nach Valjevo dierigierte. In Valjevo währle der Aufenlhalt sechs Wochen. Dort lagen


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wir Wachtdienst, zu unserem Leidwesen [wurden wir] aber auch einem festen Drill unterzogen. Nach ablauf dieser Zeit brachte man uns für kurze Zeit nach Gr.-Betschkerek. Neu eingekleidetett dan endgültig als Besatzung tief in Serbien in eine Stadt. Außer dem üblichen Drill und dem Wachtdienst Wurden Wir auch zur Rekwirierung von Wein, Mais und Bohnen eingesetzt. Wurden auch beim Getreude Drusch heran gezogen, einesteils zur Verhüttung der Sabotage, anderen Teils zur Aufsicht der Serb. Bauern, damit Sie das nach der Anbau Fläche recht hoch bemessene Gwantum Getreude an die Sammelstelle der Deutschen Millitär Verwaltung Pünktlich abführen.

Hier schildert der Vf. dann ausführlich das Versagen eines jungen reichsdeutschen Offiziers während einer Kampfhandlung gegen ein Widerstandsnest der Partisanen und fährt dann fort:

Das Wir verbittert waren, weil man uns als 50 Jährige in so einem schwierigen Gelände einsetzte und im Banat jüngere Jahrgänge, größtenteils Nationalsozialistische Protektions Kinder, Wachtdienst leistetten, Verfasten Wir eine von der gan/en Kompanie Unterfertigte Protest Schrift, welche Wir an den Volksgruppen Führer Sepp Janko sandten mit der Forderung, uns durch jüngere abzu lösen und uns Älteste ins Banat zu Verlegen. Dieser, anstatt Schritte zu tun, dass dies geschehe, sandte diese Schrift an den SS und Polizei General Meisner 2 mit der Bemerkung, der General solle uns betraffen. Dieser sandte die Schrift an unseren Kompanie Führer mit der Anweisung, uns klar zu machen, daß der General unser Vorangehen zwar als Sabotage Akt betrachtett, mit Rücksicht auf unser Alter von der bestrafung absteht. Wir sollen dies aber nie mehr tun.

Endlich im Spät Herbst des Jahres 1943 wurde Ich mit meinen Kameraden A. und M. entlassen. Wir waren 51jährig geworden.

Zuhause wolle man uns zur Deutschen Manschaft haben. Aber Wir sagten Nein! Einmal hat man uns auf Raffienirte Art und Weise als Freiwillige hingestelt, ein zweitesmal aber kriegt Ihr uns nicht. - Dies war unser Glük, dass Wir nicht gingen. Den alle, die bei der Mannschaft waren, wurden in unserem Ort schon anfang Okt. 1944 ins Lager verschlept, durch unbeschreibliche Mishandlungen Starben die meisten von Ihnen. Aber auch Wir sollen der Internierung nicht entgehen. Die Wahnsinnige Fehlpolitik unser Führenden wurde der ganzen Volksgruppe als Kollektiv Schuld angerechnet. Drei Jahre Schmachtetten Wir in den Lagers. Tausende und abermals Tausende Verhungerten und Starben an Seuchen und Mishandlungen. Meine Frau Starb im Lager, mein Sohn fiel als 19 Jähriger. Die Frau meines Kameraden M. Starb ebenfalls, seine Beiden Söhne fielen. Er wurde Wahnsinnig und Schmachtet Heute noch im Irren Haus von Kovin im Banat. Alle wurden Wir Heimatlos. So endette die Unheilbringend Freiwilligen Aktion 3 .


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