III. Überblick über die militärischen Operationen und die Fluchtbewegungen in den Provinzen jenseits der Oder-Neiße-Linie seit Januar 19453)

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Nach Abschluß der sowjetischen Sommeroffensive, die bis zur Weichsel führte, und nach Beendigung der Kämpfe in Ostpreußen vom Oktober 1944 blieben die Fronten in Ostpreußen und Polen bis zum Januar 1945 im wesentlichen stabil. Doch mußte jeden Tag mit dem Losbrechen einer neuen Offensive der Sowjets gerechnet werden. Trotzdem wurden im Winter 1944/45 mehrere deutsche Divisionen aus Ostpreußen und der Weichselfront heraus-


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gezogen und teils nach Ungarn, teils nach der Rheinfront übergeführt1), wo im Dezember die deutsche Ardennenoffensive begann. Die an der Ostfront zur Verfügung stehenden deutschen Kräfte waren damit weiter geschwächt worden; so gut wie völlig fehlten hinter der dünn besetzten Frontlinie kampffähige Reserven, die bei einem etwaigen Durchbruch sowjetischer Truppen hätten eingesetzt werden können.

Nachdem die deutsche Armeeführung Anfang Januar 1945 den Aufmarsch von mehr als zehnfach überlegenen russischen Kräften in den drei russischen Weichselbrückenköpfen von Baranów, Pulawy und Magnuszew festgestellt und trotz dringender Vorstellungen beim Führerhauptquartier keine Verstärkung erhalten hatte2), war bereits deutlich, daß der zu erwartende russische Angriff eine militärische Katastrophe auslösen und die Zivilbevölkerung in ihren Wirbel reißen mußte.

Hatten die erbittert geführten Kämpfe auf allen Kriegsschauplätzen des 2. Weltkrieges eine möglichst vorsorgliche Evakuierung der Zivilbevölkerung notwendig gemacht und auch allenthalben eine Fluchtbewegung ausgelöst, so ließen die Erfahrungen mit dem ersten Einbruch sowjetischer Truppen in Ostpreußen erst recht ein Ausweichen der ostdeutschen Bevölkerung vor den ihr drohenden Gefahren geraten sein. Ihre einzige Chance lag darin, sich durch rechtzeitige Flucht dem Zugriff der Roten Armee zu entziehen. Ob und wieweit es für sie noch Fluchtmöglichkeiten geben würde, sollte ganz von der Schnelligkeit und der Richtung der russischen Vorstöße abhängen, die in den einzelnen Operationsgebieten sehr verschieden waren.

Die militärischen Operationen bestimmten weitgehend die Fluchtwege, die Fluchtrichtung, die Entstehung gewisser Brennpunkte der Fluchtbewegung. Eine erste Orientierung über den Verlauf des sowjetischen Vormarsches nach Ostdeutschland ermöglicht deshalb bereits eine Übersicht über die Hauptfluchtwege und die verschiedenen Fluchtsituationen in den einzelnen Operationsgebieten3).

Vom 12.—15. Januar erfolgte — bei kurzer zeitlicher Staffelung der einzelnen Vorstöße aus den verschiedenen Aufmarschräumen — an der gesamten Front von der Memel bis zur oberen Weichsel der russische Großangriff.

Am 12. Januar brachen die Truppen der 1. Ukrainischen Front (Konjew) aus dem Baranów-Brückenkopf in Richtung Schlesien vor, am 13. folgte aus den Weichselbrückenköpfen Magnuszew und Pulawy der Angriff der 1. Weißrussischen Front (Shukow), der zum frontalen Stoß über Lodz und Kalisch auf die mittlere Oder angesetzt war. Zwei weitere Vorstöße sollten Ostpreußen abschnüren: Am 13. Januar vom Osten her der Angriff der 3. Weißrussischen Front (Tschernjakowski) in Richtung Königsberg, zwei Tage später, am 15. Januar, der aus dem Narew-Brückenkopf Pultusk über Ciechanów und


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Soldau angesetzte Vorstoß der 2. Weißrussischen Front (Rokossowski), der auf Thorn und Elbing zielte, um Ostpreußen vom Reich abzuschneiden.

Die mit ungeheurem Truppen- und Materialeinsatz geführten sowjetischen Angriffe erzielten schon in wenigen Tagen große Erfolge. Am schlimmsten entwickelte sich die Lage für die deutsche Abwehrfront im großen Weichselbogen und im Raum von Warschau. Schon am ersten Tag waren hier tiefe Einbrüche erfolgt, und am 15. Januar gab es in diesem Gebiet keinerlei zusammenhängende deutsche Front mehr. Im südlichen Teil der Weichselfront konnten Durchbrüche und Umgehungen nur dadurch verhindert werden, daß die deutschen Truppen sich vor den überlegenen sowjetischen Streitkräften nach Westen absetzten und hierbei wenigstens der Zusammenhalt der Front gewahrt blieb. Am 18. Januar befanden sich die Armeen Shukows und Konjews auf der Linie Plock - Lodz - Tschenstochau - Krakau in weiterem, schnellen Vorgehen. Zwischen ihnen bewegten sich noch einzelne deutsche Verbände, die nach Westen auszubrechen suchten. Am 20. Januar überschritten russische Truppen östlich Breslau die alte Reichsgrenze und stießen bis an die Außenbezirke des oberschlesischen Industriegebietes vor. Schon wenige Tage später hatten sie bei Brieg (23. 1.) und nördlich Breslau bei Steinau (28. 1.) die Oder erreicht.

Im Gebiet des Warthegaues waren zu dieser Zeit die Städte Wreschen und Gnesen von russischen Truppen besetzt und am 25. Januar die Festung Posen eingeschlossen worden (Kapitulation Posens am 23. Februar), und noch immer drängten die Truppen Shukows in zügigem Vormarsch weiter nach Westen. Ihre Spitzen stießen bald beiderseits der Obra-Stellung vorbei und erreichten; schon in den letzten Januartagen die Oder bei Fürstenberg und Küstrin. Am 2./3. Februar war ganz Ostbrandenburg bereits von russischen Truppen besetzt.

In kürzester Zeit waren die sowjetischen Angriffsarmeen vom großen Weichselbogen bis an den Mittellauf der Oder vorgestoßen und hatten mit den. deutschen Truppen auch die flüchtende deutsche Bevölkerung aus dem Warthegau und Ostbrandenburg vor sich hergetrieben. Infolge der Schnelligkeit des russischen Vormarsches waren viele Flüchtlingstrecks auf dem Wege nach Westen überrollt worden. Nur diejenigen, die rechtzeitig über die Oder gelangten, waren vorerst in Sicherheit, denn bis zum April blieb die Front am der mittleren Oder stehen.

Inzwischen war auch in Ostpreußen die strategische Entscheidung bereits gefallen. Der am 13. Januar zwischen Ebenrode und Schloßberg begonnene Angriff führte am 18. Januar zu einem Durchbruch bis an die Inster, der alle nördlich der Einbruchstelle stehenden deutschen Truppen zwang, sich hinter die Deime zurückzuziehen. Am 22. Januar fiel Insterburg, und am 25. Januar waren bereits alle ostpreußischen Kreise westlich der durch die Deime, den Masurischen Kanal und die Masurischen Seen gekennzeichneten Linie in russischer Hand.

Nicht minder erfolgreich war der aus dem Narew-Brückenkopf Pultusk vorgetragene sowjetische Angriff. Bis zum 19. Januar waren Ciechanów und Soldau gefallen und die ostpreußische Grenze im Kreis Neidenburg von russischen Truppen überschritten. Noch am gleichen Tage erreichten die ersten


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sowjetischen Verbände die Kreise Ortelsburg und Osterode und setzten ihren Vormarsch in Richtung Allenstein und Elbing fort. Bald fielen die Städte Allenstein (21. 1.) und Mohrungen (23. 1.), und noch am 23. Januar drangen russische Panzer vorübergehend in Elbing ein, das jedoch erst nach schweren Kämpfen am 9. Februar eingenommen wurde. Schon am 26. Januar hatten die Russen bei Tolkemit das Frische Haff erreicht und damit die Land- und Bahnverbindung Ostpreußens zum Reich unterbrochen.

Nur einem geringen Teil der ostpreußischen Flüchtlinge war es gelungen, vor der Einschließung Ostpreußens die Weichsel nach Westen zu überschreiten. Jede weitere Fluchtbewegung in Richtung Westpreußen war nunmehr unmöglich geworden, und als letzter Ausweg für die im mittleren Teil Ostpreußens unterwegs befindlichen Trecks blieben nur das Samland mit dem Hafen von Pillau und vor allem das zugefrorene Frische Haff und die Nehrung, die noch eine letzte Landverbindung nach Westen bot.

Am 26. Januar mußte auch die Deimestellung ostwärts Königsberg aufgegeben werden, so daß die russischen Truppen ins Samland vorstoßen und am 31. Januar Königsberg einschließen konnten. — Indessen hatten die unter General Hoßbach stehenden Truppen der 4. Armee in Eilmärschen die Stellung entlang der Masurischen Seen verlassen, um durch eine gegen den Willen des Führerhauptquartiers unternommene Angriffsoperation nach Westen die Abschnürung Ostpreußens zu durchstoßen und den Anschluß an die westlich der Weichsel stehenden deutschen Truppen wiederzugewinnen. Nach anfänglichen Erfolgen hat dieser kühne Versuch am 26. Januar mit der Absetzung Hoßbachs und der Einstellung der von ihm begonnenen Operation sein Ende gefunden.

Am 30. Januar war die Besetzung des ostpreußischen Territoriums durch konzentrische russische Angriffe von Osten, Süden und Westen bereits weit fortgeschritten. Die Linie, auf der die deutschen Truppen in dieser Zeit standen, verlief von Tolkemit am Frischen Haff in südöstlicher Richtung nach Wormditt, bog dann ganz nach Osten um und folgte der Alle über Heilsberg nach Bartenstein, von wo aus sie in nordwestlicher Richtung bis nach Brandenburg bei Königsberg dicht an das Frische Haff zurückschwenkte und sich dann im Belagerungsring um Königsberg fortsetzte.

In diesem schlauchartigen Kessel, der an das Frische Haff angelehnt war und in seinem Zentrum die Kreise Braunsberg und Heiligenbeil umfaßte, waren Hunderttausende von ostpreußischen Flüchtlingen zusammengedrängt, die von dort aus in endlosen Trecks den gefahrvollen Weg über das Eis des Frischen Haffs antraten. Neben dem Kessel südlich des Frischen Haffs waren noch die Stadt Königsberg sowie das westliche Samland mit Neukuhren, Rauschen, Pillau und Fischhausen in deutscher Hand. Hier hatten sich ebenfalls unzählige Flüchtlinge versammelt.

Diese letzten deutschen Bastionen in Ostpreußen wurden in den folgenden Monaten äußerst zäh verteidigt, um Zeit zum Abtransport der Zivilbevölkerung über das Haff und über den Seehafen Pillau zu gewinnen. Erst am 25. März verließen die letzten, auf der Halbinsel Balga zusammengedrängten deutschen Truppen über das Haff den Heilsberger Kessel. Am 9. April fiel Königsberg und am 25. April Pillau, während sich auf der Frischen Nehrung noch bis zum Waffenstillstand am 9. Mai deutsche Truppen hielten.


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Zu einer ähnlichen Aufspaltung der deutschen Abwehrfront und zur Zusammenballung deutscher Truppen und Flüchtlinge in einzelnen Kesseln war es unterdessen auch in den weiter westlich gelegenen Ostseegebieten um Danzig und in Pommern gekommen.

Der gleiche russische Vorstoß, der mit seinem rechten Flügel Soldau, Osterode und Elbing erfaßte, zielte mit seinem linken Flügel am Nordufer der Weichsel entlang nach Westen. Am 23. Januar wurde Thorn eingeschlossen, das sich bis zum 30. Januar hielt. Schon vorher war Bromberg in russische Hand gefallen (27. 1.), und bald waren sowjetische Panzerspitzen auch bis zur Festung Graudenz vorgestoßen, die allerdings noch bis Anfang März zäh verteidigt wurde. Etwa gleichzeitig mit Elbing wurde auch Marienburg erreicht, so daß Ende Januar die Nogat-Weichsel-Linie von Elbing bis Graudenz in russischer Hand war. Bei Graudenz bog die Front über die Weichsel weit nach Osten vor, wo in den letzten Januartagen Schneidemühl eingeschlossen worden war (Kapitulation am 14. Februar) und die ersten Einbrüche der Roten Armee in die südpommerschen Kreise Flatow, Dt. Krone, Netzekreis, Friedeberg, Arnswalde, Pyritz und Greifenhagen erfolgt waren. Schon damals versuchten die Sowjets, Stettin und die Oder-Mündung zu erreichen, doch diese Versuche scheiterten an der deutschen Abwehr.

Während des ganzen Monats Februar blieb die Front in Pommern und Westpreußen mit nur geringen Veränderungen ca. 50 km nördlich der Warthe-Netze-Linie stehen. Die Weichselmündung, Danzig und die nördlichen Kreise Westpreußens sowie Ostpommerns blieben somit für alle über das Haff und die Nehrung aus Ostpreußen kommenden und für die aus dem Südteil Westpreußens und aus den polnischen Gebieten verdrängten deutschen Truppen und Bevölkerungsmassen noch als Zufluchtsstätten offen. Erst Anfang März begann von Süden her die Aufspaltung Pommerns. Am 1. März stießen russische Angriffsspitzen bei Köslin an die Ostseeküste vor, versperrten dadurch den im Danziger Raum und in den östlichsten Kreisen Pommerns nach Westen Fliehenden den Weg und zwangen sie zur Umkehr nach Osten, wo über die Häfen von Danzig und Gdingen noch eine Möglichkeit des Entkommens bestand. — Für die Bevölkerung und die deutschen Truppen, die sich in der westlichen Hälfte Ostpommerns aufhielten, wurde der Flucht- und Rückzugsweg über die Oder nach Westen in den ersten Märztagen immer mehr eingeengt, bis auch hier der Landweg nach Westen am 10. März endgültig unterbrochen war. Nur die Stadt Kolberg, die erst am 18. März nach 14-tägiger Belagerung fiel, stellte noch einen letzten Zufluchtsort dar, von dem aus mit Schiffen noch zahlreiche Flüchtlinge und Truppenteile nach dem Westen gebracht werden konnten. Nachdem dann am 27. März auch Gdingen und Danzig, von allen Seiten umfaßt, aufgegeben werden mußten, blieben nur noch die Weichselmündung bei Schiewenhorst und die Landzunge von Hela feindfrei. Wie die Frische Nehrung in Ostpreußen konnten diese durch ihre natürliche Lage geschützten Gebiete bis zur Kapitulation gehalten und als letzte Ausgangspunkte für Seetransporte nach Rügen, Kiel oder nach Dänemark benutzt werden.

Es bleibt schließlich nur noch ein Blick auf Schlesien zu tun. Hier waren die sowjetischen Vorstöße auf Brieg und Steinau nach den Seiten hin so weit verbreitert worden, daß Ende Januar bereits alle östlich der Oder gelegenen


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schlesischen Gebiete in russischer Hand waren. Außerdem war es den Russen gelungen, bei Brieg und Steinau Brückenköpfe am Westufer der Oder zu bilden. Auch Oppeln war am 26. Januar gefallen. Nur um Glogau hielt sich in Niederschlesien noch ein deutscher Brückenkopf östlich der Oder, und in Oberschlesien wurde noch heftig um Teile des Östlich der Oder gelegenen Industriegebietes gekämpft, nachdem dessen Zentrum mit den Städten Beuthen, Gleiwitz, Hindenburg und Kattowitz bereits in den letzten Januartagen verloren gegangen war. Am 10. Februar mußten sich die letzten im oberschlesischen Industriegebiet stehenden deutschen Truppen nach dreiwöchigen Kämpfen hinter die Oder zurückziehen, wo sie dann bis Anfang April einen ebenso hartnäckigen Kampf zur Verteidigung des Mährisch-Ostrauer Industriereviers führten.

Am 8. Februar begannen die in Niederschlesien an der Oder stehenden sowjetischen Divisionen einen erneuten Angriff nach Westen. Aus dem Brükkenkopf Steinau vorstoßend und gleichzeitig nördlich Glogau die Oder überschreitend, erreichten die russischen Truppen nach schweren Kämpfen und deutschen Gegenangriffen am Bober die Görlitzer Neiße. Zwischen Guben im Norden und Penzig im Süden gingen die deutschen Truppen am 25. Februar hinter die Neiße zurück, nur um Görlitz wurde noch ein deutscher Brückenkopf gehalten. Im Zuge dieses sowjetischen Angriffs war am 10. Februar Liegnitz fast kampflos in russische Hände gefallen und am 12. Februar Glogau eingeschlossen worden. Gleichzeitig mit dem Vorstoß zur Neiße begann am 8. Februar eine Zangenbewegung der Roten Armee aus den Brückenköpfen Steinau und Brieg, die nach harten Kämpfen am 16. Februar zur Einschließung Breslaus führte. Auch Jauer, Striegau und Schweidnitz wurden Mitte Februar von den Russen eingenommen.

Nachdem am 3./4. März ein Versuch zur Überschreitung der Görlitzer Neiße nach Sachsen hinein in der Panzerschlacht von Lauban abgewehrt worden war, änderte sich die seit Mitte Februar entstandene Lage in Schlesien nur noch unerheblich. Bis Ende März konnte sich Glogau halten, und Breslau ergab sich erst am 6. Mai, zwei Tage vor der allgemeinen Kapitulation.

Anfang März verlief die Front von Ratibor bis zur Höhe von Oppeln entlang dem westlichen Oderufer und von dort über Strehlen—Striegau— Lauban bis zur Neiße bei Görlitz. In der zweiten Märzhälfte wurde auch der westlich der Oder gelegene Teil Oberschlesiens nahezu vollständig besetzt, und nur längs des böhmisch-schlesischen Grenzgebirges blieb ein sich durch ganz Schlesien hindurchziehender breiter Streifen noch bis in die Tage unmittelbar vor dem Waffenstillstand in deutscher Hand.

Entsprechend der geographischen Lage Schlesiens und dem Verlauf der Kampfhandlungen erfolgte die Flucht der schlesischen Bevölkerung in zwei Hauptrichtungen: Entweder in westlicher Richtung unter Benutzung der Hauptverkehrswege nach Sachsen oder in südlicher Richtung nach dem von allen Gegenden Schlesiens aus relativ schnell erreichbaren Gebirge bzw. über das Gebirge hinweg nach Böhmen und Mähren.

In allen deutschbewohnten Gebieten östlich der Oder-Neiße-Linie waren die Kampfhandlungen im wesentlichen bereits Ende März beendet und mit Ausnahme von einigen Häfen, Landzungen, Festungsstädten und Gebirgs-


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gegenden das ganze Land von russischen Truppen besetzt. Die umfassendsten militärischen Operationen und demzufolge auch die Hauptfluchtbewegungen fielen in die Wochen von Mitte Januar bis Ende März 1945. Vor allem während dieser Zeit, vereinzelt auch noch in den darauffolgenden Wochen, strömten Millionen Deutsche aus dem Osten über die Oder und Neiße in das mittlere und westliche Reichsgebiet sowie über die alte Reichsgrenze nach Böhmen und Mähren oder auf dem Seewege nach den westlichen deutschen und dänischen Häfen. — Die vorstehende Skizze der Hauptfluchtwege soll diese Bevölkerungsbewegung von Ost nach West veranschaulichen.