a. Die Flucht der deutschen Bevölkerung aus den westpolnischen Gebieten1)

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Das annähernd 100 000 qkm umfassende Gebiet, das im Norden durch die Warthe, Netze und Weichsel, im Osten durch den großen Weichselbogen, im Süden durch den Oberlauf der Weichsel und die schlesisch-polnische Grenze und nach Westen hin durch den Mittellauf der Oder begrenzt wird, stellte im Angriffsplan der russischen Großoffensive vom Januar 1945 einen einheitlichen Operationsraum dar. Es wurde der Schauplatz des russischen Frontalangriffs, der in ungeheurer Schnelligkeit innerhalb von 18 Tagen die über 400 km weite Strecke vom Weichselbogen bis zur mittleren Oder überwand. Gleichsam keilförmig brach die Rote Armee in diesem sich schon in seiner äußeren Konfiguration nach Westen verengenden Gebiet bis in die Mitte des Reiches vor, während an den beiderseitigen Flanken in Ostpreußen, in Westpreußen, in Pommern und in Schlesien selbständige Fronten entstanden und strategische Räume, um die noch monatelang der Kampf ging.

Wie der Verlauf der Operationen, so unterschied sich auch die Flucht der deutschen Bevölkerung in diesem mittleren Gebiet zunächst dadurch von den übrigen Ostgebieten, daß sie Ende Januar 1945 im wesentlichen bereits abgeschlossen war. Während sich in Ostpreußen und Schlesien die Fluchtbewegung der Bevölkerung durch vier Monate hinzog, entschied sich das Fluchtschicksal der Deutschen aus den Gebieten des damaligen Generalgouvernements, des Warthegaues und Ostbrandenburgs innerhalb von vierzehn Tagen.


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Im Verhältnis zu den Dimensionen dieses Gebietes, dessen Fläche fast doppelt so groß wie die Ostpreußens ist, war die Zahl der deutschen Bevölkerung relativ gering. Sie betrug ca. 1,4 Millionen. Davon entfielen allein 640 000 auf das kleine Gebiet Ostbrandenburgs. Im Warthegau lebten rund 670 000 und in der westlichen Hälfte des Generalgouvernements1) rund 90 000 Deutsche. Abgesehen von dem rein deutsch bewohnten Ostbrandenburg war die deutsche Bevölkerung weit in der Minderheit. Sie war am dichtesten in der westlichen Hälfte des Warthegaues, im Bereich der alten Provinz Posen, insbesondere in den unmittelbar an die alte Reichsgrenze von 1937 angrenzenden Gegenden. Hier betrug der Anteil der deutschen Bevölkerung etwa 30 Prozent2), östlich der Linie Hohensalza—Kalisch war die Dichte der deutschen Bevölkerung geringer. Eine zahlenmäßig starke deutsche Minderheit gab es nur noch im Gebiet von Lodz, in dem über 100 000 Deutsche lebten. Im übrigen wird der Anteil der deutschen Bevölkerung — verstärkt durch den Zuzug von Volksdeutschen Umsiedlern und Deutschen aus dem Reich — durchschnittlich 10 Prozent betragen haben3). Im Gebiet des Generalgouvernements war er jedoch weit geringer. Auf einhundert Polen kam hier durchschnittlich nur ein Deutscher.

Die Flucht der in ihrer Masse in Brandenburg und der Provinz Posen lebenden und mit ihren Ausläufern weit nach Osten verstreuten deutschen Volksteile war in hohem Maße eine Frage der Zeit und der Entfernungen.

Die weiten Strecken, die bis zur Oder zurückzulegen waren, und das Tempo des Vormarsches der sowjetischen Armeen ließen für die überwiegende Zahl der aus Zentralpolen und dem östlichen Teil des Warthegebietes fliehenden Deutschen die Flucht mißlingen4). Dazu kam, daß die verantwortlichen Parteibehörden sich und die Bevölkerung völlig über den Ernst der Lage und die Schnelligkeit des sowjetischen Vormarsches täuschten und kostbare Zeit vergehen ließen, indem sie noch mehrere Tage nach dem Beginn der russischen Offensive kategorisch die Flucht der Bevölkerung verboten.

Wie die Stoßrichtung der russischen Armeen verlief in Zentral- und Westpolen auch die Flucht der deutschen Bevölkerung gleichmäßig von Osten nach Westen. Dabei führte die Mehrzahl der Fluchtwege nach Ostbrandenburg. Teile der deutschen Bevölkerung aus dem nördlichen Warthegebiet zogen nach Pommern, und im Süden flohen viele Deutsche nach Schlesien. Entsprechend dem russischen Vordringen begann die Flucht zuerst in den am weitesten östlich gelegenen Bezirken an den Tagen des 16., 17. und 18. Januar und ergriff dann die sich nach Westen anschließenden Gebiete. Am 20.—23. Januar war im Gebiet der Provinz Posen der Höhepunkt der Fluchtwelle erreicht, während die Flucht der ostbrandenburgischen Bevölkerung, soweit sie überhaupt in Gang kam, erst in die letzten Januartage fiel.


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Entsprechend dem Räumungsplan der deutschen Behörden, der eine Einteilung des Warthegaues in drei Zonen vorsah und auf Grund dessen die Räumungsbefehle an die einzelnen Zonen in zeitlicher Aufeinanderfolge ergingen, verlief die Flucht zunächst in zeitlicher Staffelung und gleichsam wellenförmiger Bewegung, ehe sie in ein Chaos allgemeiner Überstürzung mündete.

Erst am 16. Januar wurde für das Gebiet östlich der Linie Kutno— Sieradz—Wielun die Räumung angeordnet, und auch dies zunächst nur für Frauen mit kleinen Kindern und für Kranke und Gebrechliche1). Diese beschränkte Räumungsaktion blieb für die östlichen Gebiete die einzige, die mit einigem Erfolg durchgeführt werden konnte. Es gelang z. B., mit mehreren Sonderzügen einige tausend Frauen und Kinder aus Lodz nach dem Kreis Wollstein zu bringen, von wo aus sie dann wenig später die Flucht über die Oder fortsetzen konnten2). Auch aus Wielun wurden durch tatkräftigen Einsatz der örtlichen Behörden 3 000 Frauen und Kinder in den Kreis Lissa und anschließend weiter über die Oder transportiert3). Durch fehlende Eisenbahnzüge und Verkehrsstockungen wurde aber auch diese am 16. Januar zur Rettung der Mütter und Kinder angeordnete Maßnahme stark behindert, und als am 18. Januar die Evakuierung der ganzen östlichen Zone des Warthegaues befohlen wurde, konnten aus diesem Gebiet bereits keine Züge mehr nach Westen fahren, da russische Truppen inzwischen Lodz erreicht hatten und die Eisenbahnstrecken Lodz—Posen, Kutno—Posen und die südliche Strecke Wielun—Lissa schon unterbrochen waren.

Mit Ausnahme eines Teiles der städtischen Bevölkerung, der schon in den Tagen vorher trotz Fluchtverbot mit der Eisenbahn nach dem Westen gelangt war, wurde mit dem 18. Januar die Flucht der Bevölkerung aus der östlichen Hälfte des Warthegebietes ein fast aussichtsloses Beginnen4). Lastkraftwagen und motorisierte Verkehrsmittel standen nur in ganz seltenen Fällen zur Verfügung, und so blieb trotz starker Kälte nichts anderes übrig als der Treck mit Pferd und Wagen. Sehr viele Deutsche haben versucht, auf diesem Wege den vorstoßenden Russen zu entgehen, aber sie wurden nahezu sämtlich unterwegs von russischen Panzern eingeholt, meist schon im Raum Kalisch—Konin5). In Lodz, dem östlichsten Zentrum des Deutschtums in Polen, fielen Zehntausende von Deutschen, ehe sie noch aufgebrochen waren, den Russen in die Hände.

Erfolgreicher verlief die Flucht der deutschen Bevölkerung aus dem Zentrum des Warthegebietes, das etwa durch die Städte Hohensalza—Posen—


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Kalisch abgesteckt werden kann. Obwohl für dieses Gebiet erst am 20. Januar die Räumungserlaubnis gegeben wurde, ist die Mehrzahl der städtischen Bevölkerung teilweise schon vor diesem Datum mit der Eisenbahn nach dem Westen gelangt1). Nach dem 20. Januar war allerdings auch hier eine Flucht auf dem Schienenwege nicht mehr möglich2). Da die Entfernungen bis zur Oder aus dem Raum Hohensalza—Posen—Kalisch im allgemeinen unter 200 Kilometer lagen, bestand jedoch auch für die Trecks der Dörfer und Güter eine Chance des Entkommens, sofern nicht Straßenverstopfungen, Wagenbrüche und sonstige Verzögerungen eintraten oder Erfrierungen und Erkrankungen bei der schneidenden Kälte die Flucht behinderten3). Die knappe Hälfte der auf dem Treck befindlichen Bevölkerung mag aus diesem Gebiet bis über die Oder gelangt sein4). Dagegen haben es die Trecks mit besonders langen Fluchtwegen in der Regel nicht vermocht, die Oder vor den Russen zu erreichen5).

In den am weitesten westlich gelegenen Gebieten der ehemaligen Provinz Posen, die an Pommern, Brandenburg und Schlesien angrenzten, waren die Aussichten für eine erfolgreiche Flucht hinsichtlich der Zeit und der Entfernungen am günstigsten. Ab 20. Januar lag die Räumungserlaubnis vor, und die Bahnverbindungen Wollstein—Guben, Bentschen—Frankfurt, Birnbaum—Schwerin—Soldin und Filehne—Landsberg—Küstrin stellten ein intaktes Eisenbahnnetz dar. Ein großer Teil der städtischen Bevölkerung konnte auf diesem Wege rechtzeitig in das innere Reichsgebiet und nach Pommern gelangen6). Die Mehrzahl aber begab sich auf den Treck mit Pferden und Fuhrwerken. Denn auch die städtische Bevölkerung zog vielerorts die Flucht mit Fuhrwerken vor, da hierbei mehr Gepäck mitgeführt werden konnte.

Diejenigen Trecks, die bereits am 20. oder 21. Januar aufgebrochen waren und keinen weiten Weg bis zur alten Reichsgrenze zurückzulegen hatten, gelangten fast ausnahmslos an die Bestimmungsorte in Pommern und Brandenburg7). Die Hauptfluchtlinie aus den Kreisen Kolmar, Czarnikau, Obornik, Samter und Birnbaum war die von Posen kommende Hauptstraße, auf der die Trecks über Schwerin—Landsberg—Soldin durch die Neumark und weiter nach der Prignitz zogen. Zahlreiche Flüchtlinge zogen auch über Schneide-


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mühl und Dt. Krone nach Ostpommern hinein1). Weiter südlich waren die Straßen Deutschen—Schwiebus—Frankfurt und Wollstein—Grossen—Guben die meist befahrenen Treckwege. In die östlich der Oder gelegenen Kreise Schlesiens strömten auf den von Wielun und Ostrowo kommenden Straßen viele Trecks aus dem südlichen Warthegebiet2).

Da in den Tagen vom 20.—24. Januar auch die aus den weiter östlich, gelegenen Gebieten stammenden Trecks die westlichen Grenzkreise erreichten, kam es hier auf den Straßen bald zu erheblichen Ansammlungen von Fahrzeugen und infolgedessen zu Stockungen der Fluchtbewegung. Im Kreis Kolmar nahmen die Straßenverstopfungen bereits solche Ausmaße an, daß ganze Gemeinden geschlossen zurückblieben, weil ein Weiterkommen unmöglich war. Zur Katastrophe kam es vor Czarnikau. An diesem Kreuzungspunkt dreier Straßen, von dem aus eine Brücke über die Netze nach Pommern führte, ballten sich die Trecks massenweise zusammen, als völlig unerwartet schon am 23. Januar — zu einer Zeit, als sonst in dieser Gegend noch keinerlei russische Truppen erschienen waren — sowjetische Panzer anrollten, und große Verheerungen unter den Flüchtlingsmassen anrichteten3).

Auch von schon weiter westlich unterwegs befindlichen Trecks aus dem Wartheland wurden manche im Raum von Schneidemühl, im Netzekreis und den nördlich der Netze gelegenen südpommerschen Kreisen Friedeberg und Dt. Krone von sowjetischen Panzern überrollt, nachdem die Russen am 26. Januar die Netze in breiter Front überschritten4) und bald darauf Schneidemühl eingeschlossen hatten.

Trotz solcher nicht seltenen Fluchtkatastrophen kann als sicher gelten, daß über die Hälfte der deutschen Bevölkerung aus dem westlichen, am stärksten von Deutschen bewohnten Gebiet des Warthegaues über die Oder gelangt ist5).

Anders verhielt es sich jedoch in Ostbrandenburg. Obwohl die dortige Bevölkerung etwa seit dem 22. Januar den Durchzug von Flüchtlingen aus dem Wartheland erlebte, glaubte sie zunächst nicht, daß eine ernsthafte Gefahr bestünde. War es doch in der Tat schwer vorstellbar, daß die russischen Truppen, ohne entscheidenden Widerstand zu finden, so nahe an die Reichshauptstadt Berlin herankommen würden. Überdies glaubte sich Brandenburg geschützt durch die alte, entlang der Reichsgrenze führende Obra-Stellung, an der während des ganzen Herbstes 1944 geschanzt worden war.

Vor allem die Parteibehörden wiegten sich in diesem optimistischen Glauben oder schützten ihn zumindest vor. Noch in den letzten Januartagen


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verboten sie die Flucht der brandenburgischen Bevölkerung1). Nur die ca. 100 000 nach Ostbrandenburg evakuierten Bombenflüchtlinge aus Berlin2), die hier eine Notaufnahme gefunden hatten, wurden nicht gehindert, und sie verließen deshalb z. T. rechtzeitig das Gebiet östlich der Oder3).

Kaum irgendwo sonst haben die für die Räumung verantwortlichen Kreisleitungen der NSDAP, eine solche verhängnisvolle Rolle gespielt wie in Brandenburg. Fast überall löste erst das unmittelbare Auftauchen russischer Panzer eine überstürzte Flucht der Bevölkerung aus, für die bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Räumungserlaubnis vorlag, oft war dann auch eine Flucht völlig unmöglich geworden.

Die zeitlich frühesten russischen Vorstöße nach Ostbrandenburg fanden etwa gleichzeitig am 28. Januar im Süden und im Norden statt. Der südliche Angriff führte durch die Kreise Züllichau-Schwiebus, Grossen und Guben bis an die Oder südlich von Frankfurt (Fürstenberg). Nur einem äußerst geringen Teil der Bevölkerung dieser Kreise gelang die Flucht, die Mehrzahl wurde völlig überrascht, ehe sie noch an einen Aufbruch gedacht hatte.

Im Norden hatten sowjetische Truppen am 26. Januar zwischen Usch und Gzarnikau die Netze überschritten, waren am 28. Januar durch den Netzekreis und durch den pommerschen Kreis Friedeberg gestoßen und eilten am nördlichen Netzeufer nördlich an Landsberg vorbei durch die Kreise Landsberg, Soldin und Königsberg/Nm. in Richtung Küstrin, wo sie in den letzten Januartagen die Oder erreichten. Der Bevölkerung der Neumark und des Kreises Schwerin, die durch diesen Vorstoß am unmittelbarsten betroffen war, erging es nicht viel anders als der Bevölkerung der südlichen Kreise Ostbrandenburgs. In der Zeit vom 29. bis zum 31. Januar begann eine panikartige Flucht der Bevölkerung aus den Kreisen Schwerin, Landsberg, Soldin und Königsberg/Nm.4). Die Masse der ländlichen Bevölkerung wurde jedoch so von den Ereignissen überrascht, daß fast nirgends mehr die Möglichkeit des Fortkommens bestand5). Aus der Stadt Landsberg konnte ebenfalls nur noch ein geringer Teil mit der Eisenbahn entkommen6). Etwas größer war die Zahl der Stadtbevölkerung von Schwerin und Königsberg/Nm., die teilweise mit Sonderzügen noch rechtzeitig hinter die Oder gelangte7).

Die Tatsache, daß die Russen sowohl vor Küstrin als auch vor Frankfurt standen, verhinderte auch, daß aus den mittleren Kreisen Brandenburgs noch Eisenbahnstrecken nach Westen benutzt werden konnten; denn über Frankfurt und Küstrin führten die einzigen Bahnverbindungen aus Ostbrandenburg über die Oder. Die Strecke über Frankfurt war schon seit dem 28. Januar


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gesperrt1) und drei Tage später auch die über Küstrin. Als am 1. Februar ein Zug mit Flüchtlingen aus der Stadt Drossen (Kreis Weststernberg) in Richtung Küstrin fuhr, wurde er unterwegs von russischen Panzern unter hohen Menschenverlusten völlig zerschossen2).

Wie in den südlichen und nördlichen Kreisen Ostbrandenburgs gelang es auch in den mittleren Gebieten (Meseritz, Ost- und Weststernberg) nur ganz geringen Teilen der Bevölkerung zu fliehen.

Nahezu in allen ostbrandenburgischen Kreisen hatte der sowjetische Vorstoß eine heillose Verwirrung verursacht, was zur Folge hatte, daß die Masse der Bevölkerung von den Russen überrollt worden ist. Der Anteil derer, die noch zu fliehen vermochten und die Gebiete jenseits der Oder erreichten, wird 30 bis 40 Prozent nicht überschritten haben3).

Für das gesamte Gebiet zwischen dem großen Weichselbogen und der mittleren Oder, das den westlichen Teil des damaligen Generalgouvernements, den Warthegau und Ostbrandenburg umfaßt, kann abschließend gesagt werden:

Fast die gesamte deutsche Bevölkerung, schätzungsweise 80 bis 90 Prozent, hatte sich — mit Ausnahme der in den östlichen Gebieten und in Ostbrandenburg völlig überraschten Bevölkerung — auf die Flucht begeben. Die ansässigen Polen haben, von einzelnen Fällen abgesehen, von der Möglichkeit der Flucht keinen Gebrauch gemacht4). Sie wurden auch dort, wo eine reguläre Evakuierung der Bevölkerung stattfand, seitens der deutschen Behörden nicht gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, und haben ihrerseits in der Regel den Abzug der Deutschen nicht gestört5). Nur in Einzelfällen ist die flüchtende deutsche Bevölkerung von fanatischen Polen belästigt oder bedroht worden6).

Über die Gesamtzahl der Deutschen, die durch Evakuierung und Flucht das Reichsgebiet westlich der Oder erreichten, lassen sich vorerst nur Schätzungen anstellen. Eine vorsichtige Auswertung der verfügbaren Unterlagen ergibt, daß von den 1,4 Millionen Deutschen, die Anfang 1945 zwischen großem Weichselbogen und mittlerer Oder lebten, 40 bis 60 Prozent bis Ende Januar 1945 dieses Gebiet verließen. Mindestens 600 000 Deutsche wurden entweder auf der Flucht von den sowjetischen Truppen überrollt oder fielen bereits im ihren Heimatorten den Russen in die Hände.

Schon auf der Flucht traten durch Feindeinwirkung und vor allem infolge der großen Kälte und auf Grund von Entkräftung unter Alten und Kindern z. T. hohe Verluste ein7), deren Gesamtzahl jedoch nie zu ermitteln sein wird.


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