Nr. 130: Vergewaltigungen durch russische Soldaten und Ermordung des Ehemannes.

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Protokollarische Aussage von Frau Selma Deekwart aus Possen, Kreis Bunzlau i. Niederschles.

Original, 24. Juni 1952.

Am 13. Februar 1945 morgens gegen 8.00 Uhr rückten die russischen Kampftruppen in unseren Heimatort Possen ein. Gemeinsam mit den russischen Landarbeiterinnen, die damals im Dorf zur Landarbeit eingesetzt waren, plünderten die Kampftruppen die einzelnen Häuser durch und nahmen alles an wertvollen Bekleidungs- und Wertgegenständen mit. Durch die herrschenden Kampftätigkeiten waren wir gezwungen, mit mehreren Dorfbewohnern den Keller aufzusuchen.

Am Abend bezogen die russischen Soldaten Quartier im Dorf. In unser Haus rückten ca. 30 Mann ein. Inzwischen mußten wir den russischen Soldaten Dienste leisten und wurden während dieser Zeit laufend verhört. Zur gleichen Zeit mußte ich einige Male Vergewaltigungen über mich ergehen lassen. In den späten Abendstunden, etwa gegen 21.00 Uhr, mußte ich mit meinem Mann und der jungen Frau Embschen (21 Jahre) einer Anzahl russischer Soldaten auf die Straße folgen, und sie trieben uns etwa 100 Meter die Dorfstraße entlang. Alsdann mußten wir mit ihnen wieder umkehren, und vor dem meinem Gehöft gegenüberliegenden Häuschen der Frau Borrmann mußten wir drei uns aufstellen, und die zum Teil stark angetrunkenen Russen vollführten ein Freudengeheul, wobei sie laufend mit Erschießen drohten, jedoch aber in die Luft schossen. Kurze Zeit darauf zerrten sie Frau Embscher in den Stall.

Unter den Anrufen „dawei” trieb man mich jetzt in ein Zimmer des ersten Stockwerkes. Sechs Russen fielen jetzt wie Bestien nacheinander über mich her, nachdem sie mir vorher die Kleider vom Leibe gerissen hatten. Es würde zu weit führen, wenn ich auf Einzelheiten dieser bestialischen Behandlung eingehen wollte, jedenfalls mußte ich in dieser Nacht etwa 25 dieser Vergewaltigungen über mich ergehen lassen, unbeschreiblich war


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mein Zustand. In der gleichen Nacht brachte mich anschließend ein Russe in mein Haus zurück. Meinen Mann fand ich nicht vor daheim. In banger Sorge, daß sie meinen Mann erschossen haben (denn ich hatte einen nahen Schuß fallen hören, während sie mich vergewaltigten), konnte ich keinen Schlaf finden; sobald es grau wurde, suchte ich meinen Mann und fand ihn auch an der Stelle, wo ich ihn verlassen mußte, mit tödlichem Kopfschuß. Am 18. Februar 1945 habe ich dann meinen Mann mit Hilfe eines Nachbarn auf unserem Grundstück begraben.

In der folgenden Zeit darauf mußte ich fast täglich sieben bis acht Vergewaltigungen über mich ergehen lassen. Unvergeßlich werden mir diese häßlichen mongolischen Gesichter bleiben. All dies ist nicht spurlos an mir vorübergegangen; ich bin heute seelisch krank, auch körperlich. Jedesmal beim Wechsel der Truppen steckten die Abrückenden einige Häuser in Brand.


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