a) Banat.

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Die SS hatte schon vor dem Einfall der deutschen Armeen in Jugoslawien versucht, junge Volksdeutsche zum Dienst bei Waffen-SS-Einheiten im Reich zu gewinnen, und war dann bei der sich zuspitzenden Kriegslage wegen des sprunghaft ansteigenden Ersatzbedarfs der Wehrmacht bestrebt, das Menschenpotential vor allem der südosteuropäischen Volksdeutschen möglichst ausschließlich für die damaligen "SS-Verfügungstruppen", die Waffen-SS, zu reservieren 1 . Dr. Janko wurde im November 1940 mitgeteilt,


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daß diese von der SS gemusterten Volksdeutschen jugoslawischer Staatsangehörigkeit und die "im nächsten Frühjahr" die Einberufung erwartenden Jahrgänge der Aufforderung der jugoslawischen Militärbehörden nicht Folge zu leisten hätten 2 . Unmittelbar nach der Besetzung des Banales übernahm dann einer der radikalen "Erneuerer" in der Batschka, der SS-Untersturmführer und Stabsleiter der Deutschen Volksgruppe Gustav Halwax, auf Befehl des Waffen-SS-Gruppenführers P. Hausser den Auftrag, mit vier Annahmekommissionen eine Musterung in den deutschen Gemeinden abzuhalten und führte der SS-Division "Das Reich" im April/Mai 1941 etwa 600 Rekruten zu 3 ; auch hierzu ermangelte es jeder gesetzlich geregelten Voraussetzung. Obwohl inzwischen von seilen der Wehrmacht, die selber Volksdeutsche Rekruten warb oder Freiwillige in ihre Einheiten aufnahm, Bedenken geäußert wurden und SS-Gruppenführer G. Berger, der Leiter des SS-Führungshauptamtes, auf den Abschluß dieser Aktion drängte, erschien Mitle Juli bereils ein neuer Beauftragter der Waffen-SS im Banat mit dem Auftrag, ein Regimenl aus den "etwa 2000 Volksdeutschen" aufzustellen, die sich vor Kriegsausbruch zum Dienst bei der Waffen-SS in Deutschland gemeldet hätten 4 . Dieser unkontrollierbaren Form der Werbung wurde erst im März 1942 durch einen Aufruf Jankos der Boden entzogen, worin er "für die Dauer des Krieges . . . die allgemeine Wehrpflicht" der männlichen Volksgruppenangehörigen im Alter von 17 bis 50 Jahren einführte 5 . Vorangegangen waren Verhandlungen zwischen dem Leiter der VOMI, SS-Obergruppenführer Lorenz, weiteren SS-Stellen und der Volksgruppenführung, in denen Janko, trotz mancher Bedenken aller Beteiligten wegen der politischen Auswirkungen einer solchen Maßnahme für die Volksdeutschen in Serbien oder Ungarn nach Kriegsschluß 6 , den Auftrag erhielt, die Wehrpflicht auf Grund seiner Stellung als Volksgruppenführer zu verkünden. Die rechtliche Basis dieser Anordnung war freilich nicht weniger unsicher als die der bisherigen SS-Praktiken. Die durch die Kapitulation vom 18. 4. 1941 bestätigte Debellatio Jugoslawiens gab der deutschen Besatzungsmacht in Serbien und im Banat nur das Recht, freiwillige Hilfsleistungen jugoslawischer Staalsangehöriger anzunehmen 7 . Gegen diese


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Bestimmung verstieß der völkerrechtswidrige Zwangscharakter der Wehrpflicht, für deren Einhaltung zu sorgen, das Ergänzungsamt unter Leitung von J. Keks in Groß-Betschkerek übernahm. Obschon es unter den bestehenden Verhältnissen für die Banaler Volksdeutschen, selbst wenn sie es gewollt hätten, ohnehin keine Möglichkeit gegeben hätte, sich dem deutschen Wehrdienst zu entziehen, betrat die Volksgruppenführung, indem sie dem Druck der SS nachgab, schwankenden Boden und ließ sich als verantwortliche Instanz vorschieben. Wie deutlich man sich nämlich auch im SS-Hauplamt der Fragwürdigkeit dieser Regelung bewußt war, räumte G. Berger noch 1943 selber ein, als er die Aufstellung von Verbänden aus Banaler Volksdeutschen mit der "allgemeinen Wehrpflicht" in dem - von ihm auf Grund der Besetzung schlankweg als "deutsches Hoheitsgebiet" angesehenen - "serbischen Gebiet" und mit "den Grundsätzen der Tiroler Landsturm-Ordnung von 1782 (!)" zu rechtfertigen suchte 8 .

Es kam auch keineswegs zur Aufstellung eines großen Verbandes "bewaffneter Heimatwehr", wie die Volksgruppenführung das ursprünglich erhofft hatte, sondern nur zur Gründung der 7. SS-Freiwilligen-Gebirgsdivision "Prinz Eugen" unter dem rumäniendeutschen SS-Gruppenführer Artur Phleps, wie auch das Ergänzungsamt sogleich der SS unterstellt wurde 9 . Reibungen zwischen den selbstherrlich auftretenden SS-Führern und Dr. Janko blieben nicht aus, da man ihm trotz einer Beschwerdereise nach Berlin die formale Verantwortung für die Einziehungen überließ, während sein politischer Einfluß auf die Division "Prinz Eugen" minimal war und in der Volksgruppe mit der Verschärfung der Kriegslage spürbar schwand 10 . Der ausschließlich aus Volksdeutschen bestehenden SS-Division "Prinz Eugen", die in Serbien, anschließend aber auch in Montenegro und Kroatien am Kampf gegen die Partisanen teilnahm, gehörte nicht nur die Mehrheit der zum Wehrdienst eingezogenen Banaler Donauschwaben an, auch in Kroatien nahm ohne Wissen des deutschen Gesandten Kasche und des Generals Glaise v. Horslenau ein "SS-Aufbaustab" schon Ende 1941 die Werbung für die Division auf; bereits 1942 wurde dort die individuelle


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Freiwilligkeitserklärung durch eine "Pauschal-Freiwilligkeitserklärung" der Volksgruppenführung in Esseg ersetzt 11 .

Auch im Banat ging die Zahl der Freiwilligen, die anfänglich vom Dienst in der siegreichen Wehrmacht oder Waffen-SS angezogen wurden, schnell zurück. Die spontane Entscheidung wurde zuerst durch moralischen oder massiven physischen Zwang, der in manchen Orten zu einem wahren Gesinnungsterror ausarten konnte 12 , schließlich durch den Gestellungsbefehl ersetzt. Obwohl die Division "Prinz Eugen" auf die "Freiwilligen"-Bezeichnung in ihrem Namen nicht verzichtete, wurden ihre Aneghörigen etwa seit dem April 1942 vom SS-Ergänzungsamt mit regulären Einberufungsbefehlen zum Dienst verpflichtet, in denen die Volksdeutschen den reichsdeutschen Militärgesetzen und unter Strafandrohung bei eventueller Nichtbeachtung dem Divisionskommando unterstellt wurden 13 .

Bis zum Januar 1944 wurden im Bereich der Deutschen Volksgruppe im Banat und Serbien oa. 22000 Männer eingezogen, von denen 600 der Wehrmacht, eine nicht näher bestimmbare Zahl der Banater Polizei, dem Zollgrenzschutz und der Hilfspolizei, mehr als 15 000 aber der Waffen-SS angehörten; die Verluste bis zum gleichen Zeitpunkt betrugen 917 Mann, also über 4 Prozent 14 .

Die Division "Prinz Eugen" blieb nach harten, verlustreichen Kämpfen an der bulgarischen Grenze als neu aufgefüllter, geschlossener Kampfverband bis in den Mai 1945 bestehen. Nachdem sie an der letzten Phase des Rückzugs der Heeresgruppe E aus Griechenland quer durch den Balkan bis an die damalige Südostgrenze des Reiches als Flankenschutz beteiligt gewesen war 15 , gerieten die meisten Einheiten nach dem Eintritt des Waffenstillstandes in Slowenien in die Gefangenschaft der Partisanen, Ihr Schicksal im einzelnen ist ungewiß; ein Teil wurde aus den Gefangenenlagern entlassen und kam anschließend in die Sammellager der Partisanen für Volksdeutsche; einzelne Gruppen wurden zu Freiheitsstrafen verurteilt, \vieder andere sogleich exekutiert.