Nr. 10: Zwangsmaßnahmen und Mißhandlungen bei der Aushebung von Volksdeutschen aus Bukin zum Dienst in der Waffen-SS Ende September 1944; Flucht des Vfs. und anderer Volksdeutscher in den Heimatort.

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Erlebnisbericht des Landwirts Benedikt Pfuhl aus Bukin, Bezirk Deutsch Palanka (Bačka Palanka) in der Batschka.

Original, Mai 1958, 5 Seiten, hschr. Teilabdruck.

An einem Sontag, am 24. September 1944 umstellten die SS, lauter so halbwichsige, das Dorf, angefürt von unseren Kulturbindler. Schon in der Früh, als noch finster wahr, sein sie von Haus zu Haus, wo Schwarze 1 wohnten und nicht Freiwillig eingerückt sein. Sie sein eingedrungen wie die Verbrecher, und die Männer mit Gewalt mitgeschlebt; wo aber der sogenante Schwarze nicht zuhause wahr, nahmen sie einfach die Frau oder die Mutter mit; am ende des Dorfes wurden sie auf bereit stehende Bauernwegen aufgeladen und nach Parabut verschiebt und dort eingespert. Dan gegen 9 Uhr haben die Ungarische Schandarmarie einhält geboten, aber leider hat es nicht lange gewirkt, gegen Mittag kahm dan Bevel, die 'Schandarmarie hat müssen zurück tretten, dan haben sie noch die restlichen mitgenommen und auch nach Parabut verschiebt. Während dem ist meine Mutter vor angst zusammen gebrochen und nach zwei Tage gestorben.

In Parabut wahr das ganze Dorf auf den Füssen. Als wier Parabut ereichten, sein schon viele auf den Wägen überfallen worden. An einem Hof mußten wier alle absteigen und uns aufstellen. Schweibens Hans, Maurer, und Fischer Martin wahren schon am vormittag in Parabut angekommen, die zwei hatten die SS schon halb Tod geschlagen und in eine Bretter Hütte eingespert, in dieser Hütte wahren vorher die Juden gefoldert worden, da wahren die Bluttspuren noch sichtbar. Mich nahmen zwei SS von den anderen weg und trieben mich auf der Gasse vort, da riessen die SS, die mich trieben, ein Tor auf und zerten mich hinein; dan ging es erst richtig los, sie haben mich auf den Boden geschmißen, mit den Füssen getretten und mit dem Gäwehr auf mich drein geschlagen, so lange es ihnen gefallen hat; dan ging der Weg weiter bis zum Gemeinde Haus, dort warfen sie mich auf einen Steinboden und haben mich halb Tod geschlagen und in das Gemeinde Arest gespert. Da wahren noch drei Junge Burschen eingespert, auch von diesen nahmen sie öfters einen heraus und haben sie auch solange geschlagen, bis sie halb Tod wahren.

Dan, Montag in der Früh, kahm ich zu den anderen. Wier wurden dort gehalten wie die größten Verbrecher, nimand durfte auch aus dem Raum


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hinaus, nicht einmal aufs Klo. Wier wurden dan alle nach Hodschag getrieben. So junge 17 bis 18 Jährige SS wahren unsere begleider. Auf dem Weg mußten wier öfters aufnider machen und im Laufschritt laufen, dan nahmen sie öfters von unseren jüngeren Burschen paar, die sein getretten und geschlagen worden.

In Hodschag angekomen, mußten wier uns in dem Bürgerschulhof aufstellen, dort wahren dan andere SS, Bošnacken 2 , die haben uns immer gedroht, wier werden umgebracht oder erschossen. Inzwieschen fing es dan zu Regnen ahn. Dort standen wier einige Stunden im Regen, dan ging der Weg zurück wieder nach Parabut; auf dem rügweg ging die schlagerei wieder wie vorher, nur wahr es noch schlimmer, weil es Regnette. In Parabut angekommen, mußten wier in einen Hof, der wahr voll Wasser, von Regen; in diesem Wasser mußten wier aufnider machen, dort haben die SS den jüngeren mit den Füssen auf den Kopf getretten, das sie unter das Waßer kahmen. Das ging so fast eine Stunde. Bis durch Einspruch erhebung unseres Unter Notars, welcher ein Russe ist, aber der freiwilliger SS Ofie/ier wahr, durften wier dan abtretlen und in unser Quartier zurück. - An diesen allem wahren unsere Dorfsleute die anstifter 3 .


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Nach einigen Tagen wurden wier dan den anderen SS gleich gestellt, dan durfte nimand zu uns mehr "Schwarze" sagen, den dan wahren wier alle SS. Von dort ging es dan weiter nach Teranje 4 , dort bleiben wir 8 Tage, es ging uns dan schon besser. Nach diesen 8 Tage ging es dan bis Doroszlo, dort wahren wier Übernacht, als wier in der Früh zusamen kahmen, fehlten schon mache. Von dort ging es dan Bezdan zu, der zug wahr ganz zerstreut so ungefähr auf 2 km. Auf diesem weg gingen wier, unsere drei, mein Schwager, noch ein Landsman und ich, auch weg. Wier blieben in einem Kukurutzacker, bis es nacht wurde. Dan gingen wier heim nach Bukin.

Anschließend schildert der Vf. kurz seine Erlebnisse nach dem Einmarsch der Roten Armee, seine Verschleppung in die Sowjetunion Ende 1944, seinen Fluchtversuch aus einem Zwangsarbeitslager im Donezbecken und die Rückkehr nach Jugoslawien in einem Krankentransport Ende 1945, seine Flucht aus dem jugoslawischen Zwangsarbeitssystem nach Ungarn im August 1946 und von dort mit seinen inzwischen aus Jugoslawien geflohenen Familienangehörigen in die britische Besatzungszone Österreichs im März 1947.


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