Nr. 12: Einberufung von Volksdeutschen aus Slawonien zum Wehrdienst in der Kroatischen Armee im Juni 1942; militärische Ausbildung bei einer Einheit der Deutschen Wehrmacht und Einsatz im Partisanenkrieg; Überstellung (März 1943) zur Waffen-SS-Divison "Prinz Eugen".

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Erlebnisbericht des Landwirts Josef Stock aus Sotin, Bezirk Vukovar in Slawonien.

Original, 4. September 1959, 3 Seiten, hschr.

Ich wurde am 15. 6. 1942 als Rekrut, Jahrgang 1920, vom Vojni Okrug 1 Sr. Mitrovica einberufen. Von Mitrovica aus wurde ich mit noch 40 Mann aus dem ganzen Wehrbezirk, alles Volksdeutsche, nach Sarajevo zur 9. Kroatischen Artillerie-Abt, geschikt. Dort kamen auch aus den Wehrbezirken Osijek, Valpovo usw., so daß wir zirka 80 Mann waren.

Nach 8 Tagen Aufenthalt bei den Kroaten wurden wir der Deutschen Wehrmacht, der 4. Gebirgs-Batterie übergeben (die Nr. der Artillerie-Abt, ist mir unbekannt). Bei der 4. Geb.-Batterie waren schon 40 Volksdeutsche, die vom Jäger-Bataillon aus Ruma zugeteilt [worden sind]. Dann kamen 14 Mann aus Virovitica von der Kroatischen Kavallerie und 20 Mann von Esseg, der Kroatischen Feldartillerie, auch Volksdeutsche, so daß wir bei 160 Volksdeutsche waren, davon waren zwei Feldwebel; die anderen, Offiziere und Unterführer, waren die sogenannten Reichsdeutschen, obwohl die Mehrheit aus dem Sudetenland waren.

Die Ausbildung war hart und schnell; die Uniform und Sold war kroatisch, Kost und Waffen deutsch. Die Ausbildung wurde nie abgeschlossen, denn mit 4 Wochen kam der erste Partisanen-Einsatz, Gott sei Dank ohne Tote. Mit 6 Wochen hatten wir die ersten zwei Toten. Und so ging das bei der Wehrmacht bis März 1943.

Da kam plötzlich eine Musterungs-Kommission von der Waffen-SS "Prinz Eugen". Wir lagen damals nach dem Ausklang der sogenannten 4. Offensive in Konjic, Herzegowina. Und alle anwesenden Volksdeutschen wurden für tauglich befunden zu der Waffen-SS, bis auf ein einziger durfte als Dolmetscher weiter bleiben bei der Einheit. Wir bekamen alle Anfang April (vor Ostern) Urlaub bis auf Widerruf, und es wurde uns gesagt, daß wir Bescheid kriegen, wo wir uns zu melden haben. Und zwei Tage vor Ostern kam ein Telegramm, ich muß mich in Ruma beim Jäger-Bataillon melden am Oster-Dienstag (Datum ist mir heute unbekant 2 ). Dort trafen wir uns auch fast alle Urlauber. Dann wurden wir den zweiten Tag die Kroatische Uniform ausgezogen und eine Komplette SS-Uniform mit dazugehöriger Ausrüstung, bis auf die Waffen, gefaßt. Denselben Tag wurden wir mit einem Sonderzug unter Bewachung nach Betschkerek gebracht; während der Fahrt durfte keiner an irgend welchem Bahnhof den Zug verlassen.


87

In Betschkerek sind wir in der Nacht angekommen, haben in einer Schule geschlafen. Nach zwei oder drei Tagen war Antreten; da kamen Offiziere von verschiedenen Waffengattungen, und da suchte sich ein jeder raus, was er brauchen konnte, der Rest kam zur Infanterie nach Lissa, Bosnien. Ich selbst mit noch 20 Mann kam zur Pzj.-Abt. nach Weißkirchen in die ehemalige Flieger-Kaserne, denn mehr konnte unser Kommandeur von 150 Mann nicht finden, die seinem Geschmack entsprochen haben.

Die Ausbildung selbst dauerte Mai und Juni 1943 in Weißkirchen. Im Juli gings dann ins Einsatzgebiet: Bosnien, Herzegowina, Montenegro, Dalmatien usw. Dann kam im November 1943 plötzlich eine Frage, wer freiwillig bei der SS ist und wer nicht. Gefragt wurden aber nur die aus dem Kroatischen Raum; und das Ergebnis war sehr enttäuschend für die Offiziere, weil zu 80 Prozent der Befragten war nicht freiwillig, trotz der Drohungen mit KZ-Lager Dachau und vielen anderen Schikanen. Es kam auch aus unsere Abt. niemand ins KZ^Lager, was auch verständlich war, weil ja die Kompanien nicht einsatzfähig gewesen wären 3 .

Es folgen noch, einige Bemerkungen über das Verhältnis zu den Offizieren und Unterführern.


88


89

90