a. Die Umsiedlung der Volksdeutschen aus Bessarabien, der Bukowina und der Dobrudscha.

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Adolf Hitler bezeichnete in seiner programmatischen Reichstagsrede vom 6. Oktober 1939 als „wichtigste Aufgabe” nach Abschluß des Polen-Feldzuges „eine neue Ordnung der ethnographischen Verhältnisse, das heißt, eine Umsiedlung der Nationalitäten, so, daß sich am Abschluß der Entwicklung bessere Trennungslinien ergeben, als es heute der Fall ist.”1

„In diesem Sinne aber handelt es sich nicht nur um ein Problem, das auf diesen Raum [Polen] beschränkt ist, sondern um eine Aufgabe, die viel weiter hinausgreift. Denn der ganze Osten und Südosten Europas ist zum Teil mit nicht haltbaren Splittern des deutschen Volkstums gefüllt. Gerade in ihnen liegt ein Grund und eine Ursache fortgesetzter zwischenstaatlicher Störungen. Im Zeitalter des Nationalitätenprinzips und des Rassegedankens ist es utopisch, zu glauben, daß man diese Angehörigen eines hochwertigen Volkes ohne weiteres assimilieren könne. Es gehört daher zu den Aufgaben einer weitschauenden Ordnung des europäischen Lebens, hier Umsiedlungen vorzunehmen, um auf diese Weise wenigstens einen Teil der europäischen Konfliktsstoffe zu beseitigen.”

Am 9. Oktober wurde der Reichsführer-SS Heinrich Himmler als „Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums” mit der Durchführung der in Frage kommenden Umsiedlungen sowie der Neuansiedlung der Volksdeutschen betraut, die vor allem in den eingegliederten polnischen Ostgebieten erfolgen sollte2.

Den Anstoß zu diesem Umsiedlungsprogramm der nationalsozialistischen Führung gab die Abgrenzung der Interessenbereiche in Osteuropa im Zusatz-


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Protokoll des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes vom 23. August 19393. Mit dem Bestreben, die deutschen Volksgruppen Ostpolens und des Baltikums der sowjetischen Herrschaft zu entziehen, verband sich vor allem der Gedanke, das deutsche Element in den überwiegend polnisch bevölkerten Ostgebieten durch die Neuansiedlung von zurückgeholten Volksdeutschen zu stärken. Im Oktober und November 1939 wurden Verträge abgeschlossen, die die Rückführung der Volksdeutschen aus Lettland, Estland, Galizien und Wolhynien ermöglichten4. Als sich Rumänien am 27. Juni 1940 — auf Anraten der deutschen Reichsregierung — der ultimativen sowjetischen Forderung nach Abtretung Bessarabiens und der nördlichen Bukowina einschließlich des Herţa-Distrikts fügte5, wurde das Problem einer Umsiedlung der Volksdeutschen auch für diese Gebiete akut. Vorbereitungen waren, da mit dem sowjetischen Schritt zu rechnen war, schon länger im Gange6.

Dem Eintreffen einer deutschen Verhandlungsdelegation unter Generalkonsul Nöldeke in Moskau am 22. Juli 1940 folgten langwierige Verhandlungen, die am 5. September zur Unterzeichnung einer deutsch-sowjetischen „Vereinbarung über die Umsiedlung der deutschstämmigen Bevölkerung aus den Gebieten von Bessarabien und der Nördlichen Bukowina in das Deutsche Reich” führten7. Der Umsiedlungsvertrag und das beigefügte Zusatzprotokoll regelten — exakter noch als der im November des Vorjahres abgeschlossene Vertrag über Galizien und Wolhynien8 — alle Modalitäten der Umsiedlung, die Abgrenzung des betroffenen Personenkreises, das mitzufühlende Gepäck, Abschätzung und Verrechnung des zurückbleibenden deutschen Eigentums, Stärke, Aufbau und Standorte der deutschen Umsiedlungskommandos, das Registrierungsverfahren, Transportwege, Grenzübergänge und Verschiffungshäfen.

Die verschiedenen Teile der von der Volksdeutschen Mittelstelle zusammengestellten Umsiedlungskommandos — insgesamt rund 600 Per-


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sonen9 — trafen am 5. bzw. 9. September in Galatz und Czernowitz ein. Deutscher Hauptbevollmächtigter war SS-Standartenführer Horst Hoffmeyer. Am 15. September konnten die deutsch-sowjetische Kommission, die Gebietsund Ortsstäbe ihre Arbeit aufnehmen.

Die Volksdeutschen in den während der letzten Junitage von den Sowjets besetzten Gebieten hatten auf die Umsiedlung gewartet, auf die sie zum Teil bereits vom sowjetischen Rundfunk und von den örtlichen Behörden vorbereitet worden waren10. Die Aufgabe der Heimat, des eigenen Grund und Bodens, fiel insbesondere den großenteils wohlhabenderen, zudem religiös gebundenen Bauern Bessarabiens nicht leicht; in der Bukowina lagen die Voraussetzungen anders, da hier die wirtschaftlichen Verhältnisse der Deutschen zum Teil ungünstiger waren. Die sofort nach dem Einrücken der Sowjets in Angriff genommenen Bolschewisierungsmaßnahmen, Enteignungen, Beschlagnahmen und Verhaftungen, sowie die schlagartige Verschlechterung der Lebensbedingungen11 ließen die Umsiedlung jedoch als einzig möglichen Ausweg erscheinen, so daß die Furcht vor der unsicheren Zukunft zurücktrat. Im Hinblick auf die bevorstehende Umsiedlung genossen die Volksdeutschen freilich zunächst eine gewisse Schonung12. Die Ankunft der deutschen Kommandos wurde dennoch mit Erleichterung begrüßt13.

Nachdem die Volksdeutschen in zweisprachigen Bekanntmachungen zur Meldung aufgefordert worden waren14, vollzog sich die Registrierung, in der die deutschen Bevollmächtigten von den Vertretern der Volksdeutschen Organisationen unterstützt wurden, rasch und reibungslos15. Schwierigkeiten bereitete lediglich das Bemühen zahlreicher nicht oder nur teilweise Deutschstämmiger, in die Umsiedlerlisten aufgenommen zu werden16. Mißhelligkeiten mit den sowjetischen Vertretern, vor allem in Fragen der Vermögens-


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Bewertung, konnten im großen und ganzen gütlich beigelegt werden17. Die weitere Abwicklung der Vermögensfragen übernahm hier wie in allen anderen Umsiedlungsgebieten die „Deutsche Umsiedlungs-Treuhandgesellschaft”18.

Der Abtransport der Bessarabien-Deutschen erfolgte zum Teil auf Lastkraftwagen des Umsiedlungskommandos, zum Teil mit der Eisenbahn, zum Teil auch in bespannten Trecks. In den Donauhäfen Kilia, Reni und Galatz wurden die Umsiedler auf Dampfer der Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft verladen, die sie bis Prahovo und Semlin brachten, wo mit jugoslawischer Unterstützung Auffanglager errichtet worden waren19. Die Weiterführung in die in Deutschland vorbereiteten Umsiedlerlager erfolgte auf dem Bahnwege. Die Deutschen der nördlichen Bukowina wurden von ihrem Sammelpunkt Czernowitz mit Eisenbahn-Sonderzügen über Krakau nach Schlesien gebracht20. Am 24. September hatte die erste Lastwagenkolonne Galatz erreicht, am 22. Oktober überquerte der letzte bessarabien-deutsche Treck die Pruthbrücke; termingerecht am 17. November traf auch der letzte Zug aus Czernowitz in Krakau ein21.

Noch vor Abschluß dieser Aktion war am 22. Oktober 1940 nach vierzehntägigen Verhandlungen eine „Vereinbarung” mit der königlich rumänisehen Regierung getroffen worden, die auch die Volksdeutschen des südlichen Buchenlandes und der Dobrudscha in die Umsiedlung einbezog22. Für diese Gebiete fehlte der unmittelbare Druck der sowjetischen Besetzung. Für die


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Deutschen im Südteil der Bukowina würde lediglich geltend gemacht werden können, daß sie mit Czernowitz ihren wirtschaftlichen und kulturell-politischen Mittelpunkt verloren hatten23. Die Volksdeutschen in der Dobrudscha, ein zahlenmäßig schwacher Ableger des bessarabischen Deutschtums, mögen als „nicht haltbarer Splitter” im Sinne der Rede Hitlers gegolten haben24. Zweifellos wirkte hier auch die Schwerkraft der einmal begonnenen Aktion: die maßgeblichen deutschen Stellen wollten die schon in dieser Region stehenden Umsiedlungskommandos weiterarbeiten lassen. Das Vertragswerk lehnte sich in Form und Inhalt an die deutsch-sowjetischen Vereinbarungen an, war jedoch im einzelnen sehr viel großzügiger gefaßt, was angesichts der damaligen Stellung Rumäniens zum Reich kaum zu verwundern war.

Der zum Leiter des Umsiedlungskommandos Südbuchenland-Dobrudscha ernannte SS-Oberführer Siekmeier traf am 3. November in Gurahumora ein; schon einige Tage zuvor war der Gebietsstab Konstanza in der Dobrudscha angekommen25. Die Führung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien hatte einen Umsiedlungsbeauftragten ernannt, der die Bekanntmachung des Umsiedlungskommandos in einem Presseaufruf unterstützte26. Dennoch fehlte


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in den betroffenen Gebieten die spontane Aufbruchsstimmung, die der sowjetische Druck unter den Bessarabien- und Nordbuchenland-Deutschen erzeugt hatte. Insbesondere die wohlhabenderen Bauern der Dobrudscha, für die eine zwingende Notwendigkeit zum Verlassen der Heimat nicht bestand, reagierten auf die Aufforderung zur Umsiedlung vielfach skeptisch und abwartend27 Zureden und moralischer Druck führten jedoch, nachdem sich die ersten, zum Teil wirtschaftlich schwächeren Familien zur Umsiedlung entschlossen hatten, bald zum allgemeinen Aufbruch, so daß auch in den neuen Unisiedlungsgebieten nur ein geringer Prozentsatz der Volksdeutschen zurückblieb28. Die Dobrudscha-Deutschen wurden über Cernavoda auf dem Wasserwege nach Semlin, die Deutschen der Süd-Bukowina mit 111 Eisenbahntransporten über Galatz, Klausenburg, Budapest nach Graz oder Wien gebracht, um von dort zunächst ebenfalls in Lager eingewiesen zu werden29. Mitte Dezember 1940 waren auch diese Transporte abgeschlossen.

Die auf Grund eines Zusatzprotokolls zum deutsch-rumänischen Umsiedlungsvertrag durchgeführte sogenannte „Verwandten-Nachumsiedlung”, die auch Angehörigen der umgesiedelten Volksgruppen und Verwandten von Urnsiedlern in den Provinzen des rumänischen Altreichs, sowie im Banat und in Siebenbürgen Gelegenheit bot, sich der Umsiedlung anzuschließen, lief im Dezember 1940 an, konnte jedoch erst im Sommer 1943 beendet werden31. Insgesamt wurden — einschließlich aller Nachzügler — aus Rumänien 214 630 Personen umgesiedelt; die Zahlen liegen zum Teil erheblich über den Ergebnissen der amtlichen Zählungen und Berechnungen für die deutsche Bevölkerung der Umsiedlungsgebiete, da sich, insbesondere in der Bukowina, zahlreiche Halb- und Vierteldeutsche der Umsiedlung angeschlossen hatten31.


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Die wenigen Deutschen in den im Vertrag vom 7. September 1940 an Bulgarien abgetretenen südlichen Bezirken der Dobrudscha fallen kaum ins Gewicht32. Sie teilten das Los der übrigen, zerstreut lebenden Bulgarien-Deutschen, die zum Teil schon 1941/42, zum Teil auf Grund eines deutschbulgarischen Notenwechsels vom 22. Januar 1943, nach Deutschland umgesiedelt wurden33. Die Gesamtzahl der Umsiedler aus Bulgarien betrug 1.945, von denen etwa 500 auf die Süd-Dobrudscha entfallen34.

Nach ihrer Ankunft auf dem Boden des damaligen Deutschen Reiches wurden sämtliche Umsiedler zunächst in die Lager der Volksdeutschen Mittelstelle eingewiesen, die sich — insgesamt über 1000 an der Zahl — auf Österreich, Schlesien und andere Gebiete des Reiches verteilten35. Der unerwartete Lageraufenthalt, der im günstigsten Fall einige Monate, oft jedoch mehrere Jahre und gelegentlich bis zum Ende des Krieges dauerte, führte naturgemäß zu Mißhelligkeiten, die durch mangelndes Verständnis seitens der nationalsozialistischen Lagerleiter und Ungenauigkeiten in der Verwaltung vermehrt wurden36.

Vor ihrer Einbürgerung und der erst darauf folgenden Ansiedlung mußten die Umsiedler überdies — auf Befehl Himmlers — durch ein Aufnahmeverfahren der Einwandererzentralstelle des SD „geschleust” werden, dessen wichtigsten Teil eine Untersuchung und Einstufung nach rassisch-


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gesundheitlichen Gesichtspunkten bildete37. Nur die „von den ärztlichen Kommissionen als gesund” — und „rassisch wertvoll” — „befundenen Umsiedler” sollten in den „angegliederten Ostgebieten” zum Einsatz kommen („O-Fälle”)38; die übrigen deutschen Umsiedler sollten im Altreich angesetzt werden („A-Fälle„), während die als „fremdstämmig” oder sonst unerwünscht eingestuften Sonderfälle („S-Fälle„) nach Möglichkeit ins Generalgouvernement abzuschieben waren39. Ganz abgesehen von der Fragwürdigkeit einer solchen „Auslese„-Prozedur, waren ihre Auswirkungen für die Betroffenen in vieler Hinsicht unerfreulich. Wenn auch die Bessarabien- und Dobrudscha-Deutschen überwiegend als 0-Fälle eingestuft wurden, so wurden doch insbesondere bei den Volksdeutschen aus der Bukowina zahlreiche Gemeinde- und Familienverbände auseinandergerissen40.

Die zum Verbleib im Altreich vorgesehenen Umsiedler (A-Fälle) sollten nach einer bereits Anfang November 1940 ergangenen Anordnung möglichst umgehend zur Arbeit vermittelt werden; auch für die zur Ansiedlung im Osten bestimmten war ein „vorübergehender Arbeitseinsatz” im Reich vor-


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gesehen41. Der mit dem Beginn des Ostfeldzuges fühlbar werdende Mangel an Arbeitskräften in der Kriegswirtschaft des Reiches führte bald zu Zwangsmaßnahmen gegen Umsiedler, die sich dem Einsatz in untergeordneten oder auch ungewohnten Arbeitsbereichen widersetzten42. Selbst Einweisungen in Konzentrationslager wurden angeordnet43. Die wehrfähigen Umsiedler wurden in immer stärkerem Maße zum Dienst in Wehrmacht und Waffen-SS herangezogen44.

Als die Ansledlung der Rumänien-Deutschen in den Ostgebieten im Frühjahr 1941 in größerem Umfange in Gang kam, erregte es neues Mißbehagen, daß man dort nicht die erhofften weiten Strecken freien Landes, sondern in Eile geräumte polnische Bauernhöfe vorfand. Trotz gelegentlichen Zögerns überwog jedoch bei den meisten Umsiedlern der Wunsch, dem Lagerleben zu entkommen. Himmler hatte in seiner Anordnung über die Organisation der Bessarabien- und Nordbukowina-Umsiedlung lakonisch verfügt: „Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD führt die zur Ansetzung der Umsiedler notwendigen Evakuierungen durch”45. Im Zuge der bald nach Beendigung des Polenfeldzuges in Angriff genommenen Evakuierungen wurden aus den „Reichsgauen” Wartheland und Danzig-Westpreußen sowie den Ostpreußen und Oberschlesien angeschlossenen Gebieten bis zum 15. November 1940 in 303 Sonderzügen insgesamt 294 336 Polen abtransportiert46. Die Zahl der vom Zentralbodenamt beschlagnahmten Betriebe belief sich am 1. Oktober 1942 auf 669 048 mit einer Gesamtfläche von 5 995 232 ha, rund 65 % der Gesamtbodenfläche der betroffenen Gebiete47.

Die Ansiedlung der für den Osten vorgesehenen Volksdeutschen sollte sich nach genauen Plänen vollziehen, die den Zusammenhalt der alten Gemeinden und Siedlungsbereiche zu wahren suchten. Gleichzeitig sollten freilich Mischsiedlungen zu einer Verschmelzung der Volksdeutschen aus den verschie-


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denen osteuropäischen Umsiedlungsgebieten führen. Für die Bessarabien-Deutschen waren Danzig-Westpreußen und Wartheland, für die Buchenland-Deutschen das Wartheland und die Oberschlesien angegliederten polnischen Kreise als Aufnahmegebiet vorgesehen48. Hier konnte die Ansiedlung, auch der zu einem nicht geringen Teil städtischen Lebensbereichen entstammenden Volksdeutschen der Bukowina, bis zum 1. Juli 1942 als abgeschlossen gelten49. Kleine Gruppen von Bukowina- und auch Bessarabien-Deutschen wurden später im Protektorat Böhmen und Mähren, im Sudetenland und in Lothringen-Luxemburg angesiedelt50. Länger noch dauerte die Unterbringung der Dobrudscha-Deutschen, die zu einem Teil ebenfalls im Wartheland, in der Mehrheit aber im Protektorat (Mähren), sowie in der Südsteiermark und schließlich im Generalgouvernement (Lublin) Unterkunft fanden51. Auch Verwandten-Umsiedler und Bulgarien-Deutsche wurden, soweit sie überhaupt zur Ansiedlung kamen, im Lubliner Gebiet angesetzt52.

Allen Schwierigkeiten zum Trotz — die arbeitsfähigen Männer waren in den meisten Fällen eingezogen — verstanden es die Volksdeutschen Bauernfamilien, sich in den wenigen Jahren, die ihnen vergönnt waren, in der neuen Umgebung einzuarbeiten und die vielfach verwahrlosten Höfe auszubauen. Doch sollten diese Bemühungen mit dem Heranrücken der sowjetischen Armeen nur zu bald wieder zunichte gemacht werden.


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Bei der letzten statistischen Aufnahme vor Ende des Krieges waren von den aus Rumänien umgesiedelten Volksdeutschen 166 222 in den „eingegliederten Gebieten” - wohl einschließlich Lothringens — angesiedelt; rund 23 900 waren „im Altreich in Arbeit vermittelt” worden, während noch 16 200 in Lagern auf ihre Ansiedlung warteten53.

Das Deutschtum in Rumänien war, da mit der Abtrennung Nord-Siebenbürgens und des Sathmar-Gebiets durch den Wiener Schiedsspruch vom 30. August 1940 auch die Volksdeutschen dieser Gebiete der Volksgruppe verlorengingen, als Ergebnis der Umsiedlungen schon vor dem Eintritt Rumäniens in den Krieg auf knapp zwei Drittel seines früheren Bestandes zusammengeschmolzen54. Die Umsiedlungsaktionen aus den der Sowjetunion zufallenden Ostgebieten retteten zweifellos deutsche Menschen vor dem Zugriff des Bolschewismus; die „Heimführung” deutscher Volksgruppen und Volkssplitter aus anderen Ländern war aber sehr viel schwerer, wenn überhaupt zu rechtfertigen. In jedem Fall führten die Umsiedlungen zur Entwurzelung der betroffenen Menschen, die das Schicksal der Heimatlosigkeit schon Jahre vor den späteren Vertreibungen bis zur Neige auskosten mußten. Die Rückkehr in die Heimat blieb ihnen im allgemeinen verwehrt55. Noch schwerwiegender waren die Gewaltmaßnahmen in den eingegliederten” Gebieten, die Raum für die Umsiedler schaffen sollten. Zog die Einweisung in den Besitz verdrängter Polen und Juden für die vom Zusammenbruch überraschten Volksdeutschen besonders harte Vergeltungsmaßnahmen nach sich, so haben die von Hitler eingeleiteten Aktionen dar-überhinaus grundsätzlich in unheilvoller Weise Schule gemacht für die gewaltsame Verpflanzung und Vertreibung deutscher Volksteile aus den Ländern Ostmitteleuropas in den Jahren nach dem Kriege. Sie sind es gewesen, auf die man sich immer wieder berief.